Große Alpen-Tour 2025

Vom 08. — 23. Juni 2025 ging es durch die Alpen. Vie­le Päs­se und Her­zens­ge­gen­den wie Ober­enga­din und Ber­ner Ober­land …

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Voll­bild

Pro­log

Hap­py Ness steht Kopf 😵‍💫 Ich sitz im Zug. Nach Schruns. Das Vor­ge­plän­kel ab Lin­dau spar ich mir heu­te. Da war ich ja erst vor ein paar Wochen.

Der ICE ist pünkt­lich, die Fahr­rad­stell­plät­ze sind voll. Ich hab erst vor­ges­tern Abend gebucht. Glück gehabt.

Der Vor­pfingst­re­gen soll­te durch sein, die Pro­gno­sen sehen gar nicht übel aus. Nach unent­schlos­se­nem hin und her soll es über die Sil­vret­ta zum Fim­ber­pass gehen. Alle Recher­chen sagen “lass es”, “im Juni nicht mach­bar”, “ver­giss es!”

Wird lus­tig. Vor ein paar Tagen hat es da oben noch­mal 30 cm Schnee hin­ge­schmis­sen. Ich seh mich zu 95% umdre­hen.

Lang­wei­lig wird es schon mal nicht!

Hap­py Hol­le und Hap­py Ness machen Well­ness für die Bir­ne 🥰


Tag 1

Alle drei Züge waren pünkt­lich und leer. Damit komm ich schlecht klar. In Schruns reg­net es noch, ich war­te noch 10 Minu­ten, es hört auf zu reg­nen. Los gehts 🤩

Sanft berg­auf ent­lang der Ill. In Gaschurn hab ich inzwi­schen ein Stamm-Café. Kaf­fee. Kuchen. Sah­ne. Wei­ter, es wird stei­ler. Am Abzweig der Gani­fer­stras­se zum Kop­sstau­see ste­hen aggres­si­ve Ver­bots­schil­der für die Sil­vret­ta Hoch­al­pen­stra­ße zur Bie­ler­hö­he.

Ich hab heu­te extrem Lust auf die Sil­vret­ta. Igno­rier­mo­dus. Wei­te­re Schil­der, rote Ampeln, Bar­rie­ren. “Lebens­ge­fahr — Spren­gun­gen”. Nicht am Pfingst­sonn­tag. Man soll­te es nicht tun. Ich hät­te Stra­fe akzep­tiert. An Werk­ta­gen bekä­me man garan­tiert rich­tig Ärger 🤛

Geil. Auto­freie Pass­stra­ße. Wet­ter pas­sa­bel, viel grün und bunt und Muh und Mäh direkt an der Stra­ße. Es läuft gut. Bis es nim­mer gut läuft. Schwä­che­an­fall 200 Höhen­me­ter unter­halb der Pass­hö­he. Zäh. Kalt. Win­dig. Oben fehlt das “Bie­ler­hö­he-Schild”. Egal, ich hab ande­re Pro­ble­me 😉 Apro­pos Pro­ble­me. Das Knie sagt “war was?” 🤩

Ich esse oben eine Gulasch­sup­pe, zieh mir was über und beschlie­ße, nicht run­ter nach Ischgl zu düsen und dann rein ins Fim­ba­tal, wild zel­ten.

Statt­des­sen kur­ze Abfahrt und hoch zum Zeinisjoch/Zeinissee zu dem wun­der­ba­ren Cam­ping­platz. Hei­ße Dusche. Restau­rant. Fürs Restau­rant bin ich zu faul, esse lie­ber im Lie­gen 😃

Hach 💕 was war das wie­der für ein klas­se Tag! Jetzt freu ich mich auf neue unbe­kann­te Stre­cken. Eins ist klar, wenn ich etwa die Hälf­te mei­ner vagen Plä­ne durch­zie­he wird das eine har­te Num­mer. Wenns nicht so schön wäre wür­de ich es las­sen.

Hap­py Ness


Tag 2

Was für ein Tag 🤩 Ich war extrem erschöpft, in der Nacht war mir kalt. Ein biss­chen. Hab nicht gut geschla­fen. Mor­gens scheint die Son­ne aufs Zelt. Die Lau­ne steigt. Ich lieb­äug­le mit einem Ruhe­tag.

Kaf­fee und Por­ridge. Ich pack dann doch zusam­men. Start nach 11 Uhr. Genüss­li­ches run­ter­rol­len über Gal­tür nach Ischgl auf sen­sa­tio­nel­lem Rad­weg 😃

Ischgl ist um die­se Jah­res­zeit tot. Alles zu, nix los. Kein Restau­rant offen. Ich woll­te, bevor ich in die Pam­pa abbie­ge noch lecker essen. Fah­re eine Tank­stel­le an. Klei­ner Snack.

Ziel ist, ohne Stress Rich­tung Hei­del­ber­ger Hüt­te zu radeln/wandern. Wenn ich kei­ne Lust mehr hab stell ich das Zelt hin. Extrem stei­les Asphalt­sträß­chen. Viel Schie­be­rei. Sind es mal unter 10% radelt es sich fast ent­spannt 👍

Vie­le tol­le Details am Weg. Sprengt den Rah­men. Ein See, etli­che Autos par­ken. Vie­le Ang­ler genie­ßen den Traum­tag. Ich mach Mit­tag (15 Uhr), koche Nudeln. Eine Fami­lie grillt frisch gean­gel­te Forel­len. Seit 4 Stun­den angeln sie schon. Ich wür­de die nächs­te Forel­le bekom­men. Sehr ver­lo­ckend. Irgend­wann ziehts mich wei­ter.

Es wird immer spek­ta­ku­lä­rer ent­lang des wil­den Fim­babachs. Wei­ße Ber­ge in Sicht. Da geht irgend­wo der Fim­ber­pass drü­ber. Ich schmink mir das ab.

Es läuft. Die fahr­ba­ren Abschnit­te wer­den immer mehr. Ich tref­fe eine E‑MTB Berg­fex­fa­mi­lie, fra­ge, ob sie mir den Fim­ber­pass zei­gen kön­nen. Der Mann mus­tert mich und meint, “Du könn­test drü­ber kom­men, es liegt rela­tiv wenig Schnee. Musst halt teil­wei­se tra­gen”.

Was für eine tol­le Ein­schät­zung 🤩 Ich wer­de es mor­gen ver­su­chen! Hun­der­te Mur­mel­tie­re, hun­der­te blü­hen­de Pflan­zen. Tosen­des Was­ser.

Hei­del­ber­ger Hüt­te. Hät­te nicht gedacht, dass ich da heu­te hoch­fah­re. 2260 MüNN. Es ist ange­nehm Nicht­kalt 💕 Noch. Die Nacht dürf­te aber trotz 400 Meter höher wär­mer als ges­tern wer­den. Die Hüt­te ist noch im Win­ter­schlaf, hat kei­nen Win­ter­raum. Zelt steht.

Ich bin mal wie­der total geflasht und freu mich auf den span­nen­den mor­gi­gen Tag.

Hap­py Hol­le


Tag 3

Die Nacht war um Wel­ten bes­ser als die letz­te. Ich lass es trotz­dem ruhig ange­hen. Die Son­ne brennt schon um 8 Uhr gna­den­los run­ter. Klas­se 🤩

Nach Kaf­fee und Por­ridge gehts los. Wan­der­tag. Von Anfang an. Mit Fahr­rad dau­ert so eine Berg­wan­de­rung dop­pelt so lan­ge. Egal, es ist irre schön hier oben. Ich lie­be die­se hoch­al­pi­ne Welt 💕

Der Fim­ber­pass ent­puppt sich als harm­los aber müh­sam. Belohnt wer­de ich im Auf­stieg mit schnee­be­deck­ten Ber­gen um mich rum, mit Gem­sen und Mur­mel­tie­ren, mit unzäh­li­gen ver­schie­de­nen Blüm­chen. Fast zu schön um wahr zu sein.

Der Abstieg dau­ert län­ger als der Auf­stieg. 600 Höhen­me­ter run­ter­schie­ben und tra­gen. Vie­le ver­block­te Wege, Geröll, Schnee­fel­der. Bin zwi­schen­durch mal ziem­lich fer­tig und koch mir was. Immer eine gute Idee. Fahr­ver­su­che an mög­li­cher­wei­se fahr­ba­ren Stel­len hab ich unter­las­sen. Bin ja allein unter­wegs und die Sturz­ge­fahr ist mir dann doch zu groß.

Nach Stun­den wird es dann auch für mich fahr­bar, Schot­ter- und Wie­sen­we­ge, immer wie­der schö­ne Aus­bli­cke. Wald. Ein Dorf mit einem klei­nen Restau­rant. Frisch gemach­te Rös­ti. Der Wirt sagt, die gibt es nur, wenn die Kar­tof­feln pas­sen, dazu eine Kalbs­brat­wurst. Ober­le­cker 🥰 Der Vor­teil der stark gestie­ge­nen Prei­se in Deutsch­land ist, dass mir die Schweiz gar nim­mer teu­er vor­kommt.

Ab hier geht es auf Sah­ne­asphalt in Ser­pen­ti­nen ins Tal. Grins­grins­grins! Das Inn­tal. Da käme man auch ein­fa­cher hin. Aber halt nicht so high. Aus­ser viel­leicht mit Dro­gen.

Cam­ping­platz mit Schwimm­be­cken, da bin ich gleich mal rein­ge­sprun­gen. Herr­lich.

Das war er jetzt. Der Fim­ber­pass. Mor­gen noch die Uina-Schlucht samt Schli­nig, danach hör ich auf mit dem Blöd­sinn. Ich schwörs 🤞

High Hol­le & Hap­py Ness


Tag 4

Es ist schon spät, ich fass mich kurz …

Frü­her Start weil das heu­te eine län­ge­re Geschich­te wer­den könn­te. Gefrüh­stückt hab ich erst mal nicht, weil es am Cam­ping­platz nicht so gemüt­lich war. Ich woll­te mir ein hüb­sches son­ni­ges Plätz­chen dafür suchen.

Dass die Uina unten schon wild ist und es in einem kal­ten schat­ti­gen Tal hoch­geht wuss­te ich nicht. Ers­te Son­nen­strah­len und Früh­stück nach 600 Höhen­me­tern. Nudeln statt Por­ridge. Dop­pel­te Por­ti­on. Dazu Kaf­fee Trö­del­trö­del …

Es ist wie­der vor­wie­gend Wan­der­tag, irre steil alles. Auf einer Alm tref­fe ich zwei E‑MTBler, Papa und Sohn, die bei­den wol­len auch durch die Schlucht. Sie machen sich auf den Weg, ich lass es mir erst mal gut gehen.

Kurz vor der Gale­rie hol ich sie ein, bis dahin war das eine sehr har­te Num­mer, Super steil, fel­sig. Tra­gen, hoch­wuch­ten. Ent­ge­gen­kom­men­de Wan­de­rer raten UNBEDINGT zum umdre­hen, Die Gale­rie sei ver­eist und so wei­ter.

Wir drei waren uns einig, dass wir es ver­su­chen. Kla­rer Fehl­alarm. Die Stel­len vor­her durch den Fels waren kri­ti­scher. Es ist gran­di­os, ich frag mich, wie man auf die Idee kommt, dort so einen Weg in die Fel­sen zu klop­fen. Spek­ta­ku­lä­re Aus­sich­ten, einer der beein­dru­ckends­ten Wege die ich je gese­hen hab.

Oben wird es fahr­bar, fast sanf­te Hoch­ge­birgs­land­schaft, unspek­ta­ku­lä­rer Schli­nig-Pass, unsicht­ba­re Gren­ze nach Ita­li­en. Heu­te ist run­ter von Anfang an fast über­all fahr­bar. Krass stei­le Schot­ter­stras­se, die Brem­sen stin­ken gewal­tig.

Wie­der eine Alm, lecker Knö­del, Apfel­stru­del und so Zeug, ich brauch Kalo­rien! Wei­ter run­ter ins Etsch­tal. Ein Stück Via Clau­dia Augus­ta Radaut­bahn. Wei­ter ins Val Mus­ta­ir. Lieb­li­che Abend­stim­mung.

Zelt steht, Dusche tat gut, Bauch ist voll. Mor­gen steht der Umbrail­pass auf dem Plan, viel­leicht noch ein Abste­cher auf den Stel­vio, dann run­ter nach Bor­mio. Ich brauch Schlaf und muss die gran­dio­sen Ein­drü­cke ver­ar­bei­ten.

Gute Nacht 💕


Tag 5

Der Wecker klin­gelt. Ich bin müde. Die Bei­ne rufen nach Ruhe­tag. Der Kopf irgend­wie auch. Um halb 11 pack ich nach dem Früh­stück doch zusam­men. Was soll ich in Mus­ta­ir? Schla­fen. Essen. Ich will Action. Da müs­sen die Gazel­len­sten­gel jetzt durch. Ich ver­spre­che, den Abste­cher zum Stilfs­er Joch blei­ben zu las­sen.

Spät gehts los aber der Tag ist ja lang. Der Umbrail­pass fährt sich gut, ziem­lich gleich­mäs­si­ge Stei­gung, meist zwi­schen 6 und 10 Pro­zent. Ich bin so ein biss­chen in Trance, die Bei­ne sind heu­te ziem­lich gut drauf. Wenig Pau­sen. Lecker essen auf hal­ber Höhe 🤩 Sehr wenig Ver­kehr. Hun­der­te Rad­fah­rer kom­men mir ent­ge­gen. Die sind schlau und fah­ren mor­gens hoch 😉

Den Pass arbei­te ich ab, bin nicht in Foto­gra­fier­lau­ne. Es ist aber auch heu­te wie­der alles wun­der­schön um mich rum. Umbrail­pass, wenig Emo­tio­nen. Abzweig nach Bor­mio oder zum Stilfs­er Joch.

Herz an Bei­ne: “öhm …” Bei­ne an Herz: “Fres­se!” Herz an Bei­ne: “wir kön­nen das Gepäck hier las­sen und die 300 Höhen­me­ter kurz hoch­flie­gen” Bei­ne an Herz: “frag die Flü­gel” usw.

Das Stilfs­er Joch hat den Tag abge­run­det. Iso-Wei­zen in der Abend­son­ne. Abfahrt. Gepäck nicht ver­ges­sen. Wei­ter. Run­ter nach Bor­mio ist eine phan­tas­ti­sche Abfahrt. Man kann es rich­tig lau­fen las­sen und stän­dig tau­chen neue Land­schaf­ten auf 🤩 1400 Höhen­me­ter am Stück run­ter­bret­tern mit weni­gen Foto­stopps ist der Ham­mer! Mor­gen darf ich die halt wie­der hoch 😉

Ita­lie­ni­sches Flair. Ham­bur­ger statt Piz­za. Geschlos­se­ner ver­ratz­ter Cam­ping­platz. Ich darf das Zelt hin­stel­len, duschen und Toi­let­te funk­tio­niert auch. Passt.

Fer­tig für heu­te. Fast. Ich dan­ke sämt­li­chen Göt­tern, die irgend­was mit dem Wet­ter zu tun haben 💕

Gute Nacht


Tag 6

Über den Pas­so Fos­ca­g­no nach Livi­g­no ist heu­te der Plan. Ganz viel­leicht noch wei­ter nach Pont­resi­na, wo ich ein oder zwei Ruhe­ta­ge geplant habe, weil das eins der aller­schöns­ten Fleck­chen der Erde ist 💕

Erst mal Neu­land. Ich war noch nie in Livi­g­no. Auf Früh­stück machen und Kaf­fee kochen hab ich heu­te kei­nen Bock. Die Ita­lie­ner kön­nen das bes­ser. Ich stell am Ran­de fest, dass ich mich in der Lom­bar­dei befin­de.

Wun­der­schön geht es erst mal auf Rad- und Neben­we­gen das Tal hoch. Lei­der sehr unrhyth­misch. Flach, 20%, flach, 15% …

Die Bei­ne sind schwach. Nach 200 Höhen­me­tern erwar­te ich freu­dig eine Bar/Café. Lei­der geschlos­sen. Dane­ben ein klei­ner Laden. Ich früh­stü­cke Piz­za und Milch. Auch gut. Ein Hotel. Tote Hose. Fra­gen kos­tet nichts. Die star­ten mor­gen in die Sai­son. Ich bekom­me Kaf­fee und Kuchen 🥰 Ich mach mich auf “quäl­dich” über den Pass schlau. Er soll sehr gleich­mä­ßig hoch gehen. Ich ent­schei­de mich für die Stra­ße anstatt der Neben­we­ge, kom­me in mei­nen Rhyth­mus und schrau­be mich ziem­lich locker hoch. Biss­chen viel Ver­kehr (die fah­ren alle ins Zoll­frei­pa­ra­dies Livi­g­no zum tan­ken oder ein­kau­fen). Ein paar weni­ge Rück­sichts­lo­se sind auch dabei. Sind ein paar weni­ge Rück­sichts­lo­se zu viel!

Wie­der tau­chen wei­ße Ber­ge auf, nach­dem mir das blü­hen­de Tal auch gut gefal­len hat. Kur­ze Abfahrt, dann geht mei­ne Rou­te von der Haupt­stra­ße weg. Ich spa­re mir 200 Höhen­me­ter über einen Mini­pass.

Wie­der so ein tol­ler Rad­weg, ein Flüss­chen run­ter. Bis er auf­hört. Der Rad­weg. Ein­fach so. Es fol­gen zwei Kilo­me­ter Hard­core-Wan­der­weg. Das woll­te ich heu­te nicht aber mich fragt ja kei­ner. Der Weg wird zu einem flowi­gen Trail. Ich hab Spaß und lan­de am See bei Livi­g­no.

Hier ist viel los. War klar. Kom­merz ohne Ende. Irgend­wann kommt dann aber auch eine Bar/Café nach der ande­ren. Es reg­net leicht. Ich sit­ze das aus, sna­cke mich durch den Nach­mit­tag, fahr dann ein paar Kilo­me­ter raus aus dem Tru­bel zu einem net­ten Cam­ping­platz. Es gewit­tert leicht. Ich stell im Regen schnell das Zelt hin und schon ist das Gewit­ter durch.

Fazit … Schö­nes Neu­land hier, die Bei­ne machen trotz Schwä­che ihren Job und über­haupt läuft es bis­her rich­tig gut. Wet­ter, Stre­cke, Zeit­plan, Glücks­ge­füh­le, Gau­men­freu­den, Augen­freu­den, kein Gehet­ze …

Hap­py Ness 💕


Tag 7

Zwei hal­be Päs­se bis zum Cam­ping Mor­te­ratsch bei Pont­resi­na im Ober­enga­din. Da kann ich wie­der schön rum­trö­deln, den einen oder ande­ren Cap­puc­ci­no trin­ken und mich schon mal freu­en 😃

Wie­der geht es auf einem tol­len Rad­weg abseits der Pass­stra­ße los. Heu­te mit mode­ra­ter Stei­gung. Wun­der­bar. Vie­le Rol­ler­ski­fah­rer sind ska­tend unter­wegs. Lau­ter Cracks. Dazu etli­che Rad­fah­rer. Dann gehts auf die Stra­ße. Ver­kehr wie ges­tern. Will ich ein­sam sein muss ich die Off­road-Vari­an­te wäh­len.

Ich hat­te eine Wan­der­weg­rou­te geplant, hat­te aber defi­ni­tiv mehr Lust auf Asphalt. Als ich den Wan­der­weg sah war klar, dass die Asphalt-Idee rich­tig gut war 😎 Der nor­ma­le Wahn­sinn soll ab jetzt rei­chen!

Die For­cla de Livi­g­no fährt sich wie­der recht locker, vie­le küh­le schat­ti­ge Gale­rien. Vor der Gren­ze zur Schweiz hau ich mir noch­mal den Bauch voll. Mit lecke­ren Kalo­rien. Wie so oft. Kaum sind die Tel­ler leer kommt ein Gewit­ter­schau­er mit Hagel run­ter. Den sit­ze ich 20 Minu­ten lang drin­nen aus.

Kur­ze Abfahrt. Rechts ab zum Ber­ni­na­pass. Biss­chen stei­ler als die Päs­se davor aber bis zu 10% Stei­gung brin­gen mich nicht zum heu­len.

Wie­der gran­dio­se Land­schaft. Heu­te mit Son­ne/­Wol­ken/­Ge­wit­ter-Mix. Auch gut. Abfahrt bis zum Cam­ping­platz. Ent­lang der Rhä­ti­schen Bahn. Mit der bin ich mal von Davos nach St. Moritz gefah­ren. Kann ich jedem emp­feh­len, sehr spek­ta­ku­lär 🤩

Der Cam­ping­platz ist enorm gewach­sen. Trotz­dem immer noch schnu­cke­li­ge Plät­ze für Zel­te. Wie­der kommt ein Gewit­ter­schau­er run­ter. Danach bau ich das Zelt auf.

Hier mach ich Ruhe­tag. Mög­li­cher­wei­se akti­ven Ruhe­tag 😉 Mor­te­ratsch­glet­scher, Val Rosegg, Dia­vo­lez­za, Piz Lag­alb. Lau­ter ver­lo­cken­de Geschich­ten. Schaumer­mal!

Ciao


Tag 8

Ruhe­tag! Wie geil ist das denn?!? 🤩 Um 9 Uhr, als die Son­ne zwi­schen den Bäu­men aufs Zelt scheint wach ich auf. Trö­del hier rum, trö­del da rum. Koche zwei mal Kaf­fee, geh dazwi­schen den Cam­ping­platz samt nächs­ter Umge­bung inspi­zie­ren. 50 Meter bis zum See, 20 Meter bis zum herr­li­chen Blick auf die Glet­scher­ber­ge 🥰

Dann gehts auf den etwas län­ge­ren Spa­zier­gang zum Mor­te­ratsch-Glet­scher. Sooooo unglaub­lich schön hier. Bäche, Was­ser­fäl­le, Blu­men, Glet­scher­blick, dahin­ter lau­ter Ber­ge, die drei­tau­send­neun­hun­der­tir­gend­was Meter hoch sind. Die Ber­ge wirds nicht stö­ren, dass sie kei­ne 4000 Meter hoch sind, manch Berg­stei­ger wird des­halb ein wenig trau­rig sein. Egal, bin ja gera­de kein Berg­stei­ger 😉

Der beque­me Weg endet unge­fähr dort, wo die Eis­gren­ze Anfang 2000 war. Die meis­ten dre­hen hier um. Ich neh­me den Pfad durch die Fel­sen zum nächs­ten WOW-Pla­teau. Hier ist er, der Glet­scher­rand. Eine Grup­pe Ita­lie­ner kommt gera­de übers Eis run­ter. Natür­lich mit vol­ler Aus­rüs­tung dafür. Ich dre­he um. Es sind schon lang Gewit­ter ange­sagt. Es sieht zwi­schen­durch bedenk­lich aus, die Son­ne bleibt aber noch Sie­ger. Zurück am Cam­ping­platz scheint immer noch die Son­ne, ich hüp­fe in den See. Sau­kalt aber mach­bar 😃

Am Cam­ping­platz gibt es einen klei­nen Laden. Ich bin über­rascht über die halb­wegs mode­ra­ten Prei­se und das Ange­bot. Hab ein alter­na­ti­ves Lieb­lings­ge­tränk (gibt kein alko­hol­frei­es Wei­zen). Alko­hol­frei­es Rad­ler. Eis­ge­kühlt. Für 1,50 Fran­ken. Da gönn ich mir doch nicht nur 3 🥰 Mich lachen Toma­ten, Zwie­beln und Thun­fisch an. Lecke­res Abend­essen!

Der Regen kam dann doch noch. Ich sitz im schnu­cke­li­gen beheiz­ten Auf­ent­halts­raum und, ich glaubs fast sel­ber nicht, hab mei­ne Steu­er­erklä­rung 2024 fer­tig­ge­macht und abge­schickt. Im Urlaub. Mit so guter Lau­ne hab ich das noch nie gemacht 😃

Hab beschlos­sen, mor­gen auch noch hier zu blei­ben. Die Bei­ne wer­den es mir dan­ken. Die Stre­cken und Päs­se, die ich unbe­dingt mal noch fah­ren woll­te hab ich hin­ter mir. San Ber­nar­di­no und Gott­hard heb ich mir auf. Viel­leicht fahr ich statt­des­sen den Ober­alp­pass und über Fur­ka und Grims­el Rich­tung Hei­mat. Immer noch alles offen und ohne Gewähr.

In ein paar Tagen bin ich schlau­er! Ihr auch 😉

Hap­py Hol­le und hagel­ge­schä­dig­te Hap­py Ness 💕


Tag 9

Oh wie ist das schön 🥰 Ruhe­tag 2 …

Ges­tern wur­de es spät. Hab erst Mat­thi­as, einen inter­es­san­ten Tou­rer aus dem Müns­ter­land ken­nen­ge­lernt. Span­nen­de Geschich­ten und Gesprä­che. Dann kam “Han­si” Hans-Jörg Opp­li­ger dazu. Ein durch­ge­knall­ter über 70jähriger Schwei­zer Aben­teu­rer, der hier seit sehr vie­len Jah­ren im Zelt über­win­tert. Von Okto­ber bis April. Eine leben­de Legen­de, ein Künst­ler des nicht nur alpi­nen Out­door­sports. Beschei­den, glück­lich und gut drauf. Zahl­rei­che Fern­seh­re­por­ta­gen gibt es über ihn … mir wird zuhau­se nicht lang­wei­lig wer­den 😃

Ich backe klei­ne Bröt­chen, radel run­ter nach Pont­resi­na, von dort aus das Roseg-Tal hoch. Schö­ner, ziem­lich fla­cher Fahr­weg mit ein paar Erstergang­hup­peln. Auf der Son­nen­ter­ras­se gönn ich mir biss­chen Lecke­rei­en, dann gehts wei­ter auf einem rich­tig tol­len klei­nen Trail das Tal rein. Bis zu den Übrig­bleib­seln eines Erd­rutschs aus dem letz­ten Jahr. Kein Wei­ter­kom­men mög­lich. Da kam ein hal­ber Berg run­ter 👀

Ich kra­xel noch ein biss­chen durchs Geröll hoch und bestau­ne die schon wie­der unfass­bar gewal­ti­ge Berg­welt hier oben. Ein­fach magisch.

Zurück kilo­me­ter­lang leicht berg­ab. Genuss pur! Ich wer­de die Gegend mor­gen mit einem wei­nen­den Auge ver­las­sen. Wahr­schein­lich wird es ganz schnell wie­der lachen. Jetzt ist Abend­essen kre­den­zen ange­sagt. Der Magen knurrt.

Ciao ciao 🥰


Tag 10

Lan­ge kei­nen Pass mehr gefah­ren. Da kommt mir der Albu­la­p­ass gera­de recht. Vom Ober­enga­din aus in mei­nen Gedan­ken ein kur­zes Berglein.

Um 7 Uhr bin ich auf­ge­stan­den, erst nach 11 Uhr sitz ich auf dem Rad. Es war noch­mal zu schön da oben heu­te mor­gen 💕

Hübsch berg­ab, bei Same­dan tref­fe ich auf den blut­jun­gen Inn. Es ist so schön an dem Flüss­chen. Mühe­lo­ses dahin­glei­ten. Ich den­ke kurz, war­um ich nicht ein­fach dem Flüss­chen fol­ge, soll ein tol­ler Rad­weg sein 🤔

Links ab gehts zum Albu­la­p­ass. Ach­ja! Da will ich ja hoch 😃 Sind dann doch über 600 Höhen­me­ter, gut fahr­bar, kaum Ver­kehr! Klas­se 🤩

Oben gönn ich mir ein Schwei­zer Iso-Wei­zen. Ein älte­res Paar gesellt sich zu mir, wir hat­ten kurz davor schon 10 Minu­ten lang gequatscht, sie mach­ten gera­de Ver­schnauf­pau­se. Sie machen sich auf den Weg, ich häng noch ein biss­chen rum, will dann zah­len. Die Bedie­nung sagt, das hat der ande­re Herr schon erle­digt. Sachen gibts! Unglaub­lich 🥰

Ich hol die bei­den spä­ter in der Abfahrt ein und bedan­ke mich herz­lichst. Die Abfahrt tötet mal kurz 1300 Höhen­me­ter breit grin­send, dann gehts wel­lig wei­ter. Vor dem Abschnitt von Tie­fen­cas­tel nach Thu­sis hat mich mei­ne Schwei­zer Zelt­nach­ba­rin gewarnt. Viel Ver­kehr und zähe Tun­nels. Bahn­trans­fer wird emp­foh­len. Oder äus­serst müh­sa­me Moun­tain­bik­eva­ri­an­te. Ich hab auf bei­de Alter­na­ti­ven kei­nen Bock und nehm die ätzen­de Tun­nel­stre­cke. Ist wirk­lich kein Spaß. Augen auf und durch 😐

Plötz­lich bin ich am Rhein. Flüs­se­tour?!? Tol­ler Cam­ping­platz mit allem was das Rad­ler­herz begehrt. Ich tref­fe Mat­thi­as wie­der. Lus­tig. Gute Unter­hal­tung ist gesi­chert 😃

Ich glaub, mor­gen gehts wei­ter. Bis dann … Ciao


Tag 11

Der Wecker klin­gelt früh. Ich hab eine etwas ambi­tio­nier­te Etap­pe geplant. Über den Ober­alp­pass. Davor muss ich aber erst mal ca. 80 km abstram­peln.

Erst mal den Hin­ter­rhein run­ter. Über­ra­schend wun­der­bar 🤩 Bin heu­te ohne Navi unter­wegs (nicht vor­ge­plant und als ich schnell pla­nen möch­te hab ich kein Inter­net). Ich fol­ge den beschil­der­ten Schwei­zer Rad­rou­ten. Das klappt gut und die füh­ren mich über tol­le Wege.

Ab Bona­duz wechs­le ich auf die Rhein­rou­te. Die geht den Vor­der­rhein hoch zum Ober­alp­pass. Schnell kommt die spek­ta­ku­lä­re Rhein­schlucht. Ich bin hin und weg 🥰 Über­haupt ist heu­te so viel gebo­ten, dass ich vor lau­ter Foto­stopps nicht vor­an­kom­me. Dazu stark wel­li­ges Ter­rain, Ten­denz Höhe gewin­nend. Immer wie­der 50 oder 100 Höhen­me­ter Abfahrt. Brin­gen mei­ne Berech­nun­gen durch­ein­an­der. Egal. Ein stei­les Stück mit Ser­pen­ti­nen, oben ein Berg­dorf mit einem Juwel.

Mitt­wochsca­fé. Ich hal­te es für einen Witz, den­ke, mor­gen heißt es halt Don­ners­tags­ca­fé. Seis drum. Ich stei­ge die Trep­pen hoch und wer­de herz­lich von einer 75-jäh­ri­gen Frau emp­fan­gen. Diens­tags bäckt sie 5 ver­schie­de­ne Kuchen, mitt­wochs ser­viert sie ihn. So lie­be­voll schnu­cke­lig her­ge­rich­tet. Ich foto­gra­fie­re den ers­ten Kuchen. “Bisch Du Influ­en­zer?!?” … “Ja! Hab 13 Fol­lower, die ren­nen Dir hier bald die Bude ein 😁” … Wir erzäh­len, wäh­rend ich es mir schme­cken las­se. Sehr inter­es­sant. Ich erfah­re eine Men­ge über das Leben in einem Berg­dorf. Der Post­bus­fah­rer macht Pau­se und gesellt sich dazu. Für mich gehts wei­ter.

Jetzt sieht es ein wenig aus wie im All­gäu. Es geht hoch, immer wie­der steil und es tau­chen wie­der erwach­se­ne Ber­ge auf. In Disen­tis wech­selt die Rou­te von herr­li­chen, aber mal wie­der sehr anstren­gen­den Rad­we­gen auf die Pass­stra­ße. Es ist spät. Prak­tisch kein Ver­kehr. Die letz­ten 10 km bis zum letz­ten Cam­ping­platz vor dem Pass lau­fen gut. Der Pass ist ver­tagt 😉 Eh klar.

Hab jetzt einen Rest­plan. Ober­alp­pass, Fur­ka­pass, Grims­el­pass und Gros­se Scheid­egg nach Grin­del­wald. Möch­te so gern noch mei­ne zwei­te Lieb­lings­ecke mit­neh­men. Muss dann halt noch ein oder zwei Tage dran­hän­gen. Mon­tags oder diens­tags dürf­te Fahr­rad­mit­nah­me eh bes­ser klap­pen, hab aber wie immer noch kei­nen Bock, mich mit der Rück­rei­se zu befas­sen.

Es ist so unglaub­lich, dass das Wet­ter nun schon 11 Tage so gut mit­spielt. In den Ber­gen fast ein Muss. Bin Tag für Tag schwerst beein­druckt 🤩

Gute Nacht.


Tag 12

Ich fass mich kurz, der Tag war sehr lang. Geplant war der Ober­alp­pass und der Fur­ka­pass. Hab mir einen Cam­ping­platz in Gletsch aus­ge­kuckt, zwi­schen Fur­ka und Grims­el­pass.

Auf­ste­hen, reich­lich früh­stü­cken und ratz­fatz los. Ohne Vor­ge­plän­kel geht es in den Ober­alp­pass. Wie­der gran­dio­ses Pan­ora­ma, blü­hen­de Wie­sen fast über­all direkt an der Stra­ße. Net­te Wei­ler … Ich schrau­be mich fast medi­ta­tiv hoch und neh­me trotz­dem Ein­drü­cke wahr. 650 Höhen­me­ter hab ich ges­tern noch übrig gelas­sen, die fahr ich fast ohne Pau­se hoch. Bis auf die 50 Foto­stopps 🤩

Abfahrt nach Ander­matt. Phan­tas­tisch! Don­ners­tag­dö­ne­r­er­satz­junk­food und rein in den Fur­ka­pass. 900 Höhen­me­ter. Vie­le Renn­rad­ler über­ho­len mich. Biss­chen viel Ver­kehr aber noch OK. Meh­re­re Por­sche­kon­vois sehe ich öfter. Hier wur­de eine wil­de Jagd mit James Bond gedreht. Die stel­len die Sze­nen nach. Egal. Ich hab mei­nen Spaß.

Auch wenn vie­les ähn­lich ist, Schweiß rinnt, hoch gehts, Pan­ora­ma, Blu­men, Ser­pen­ti­nen, so ist doch jeder Pass anders. Neue Wel­ten tun sich auf und mei­ne Stim­mung ist immer wie­der unter­schied­lich. Der Fur­ka­pass ist teil­wei­se recht schmal und neben der Stra­ße geht es oft sehr steil run­ter. Oft kei­ne Leit­plan­ken, ich möch­te da nicht run­ter­fal­len 😃 Oben ange­kom­men eröff­net sich ein wahn­sinns Pan­ora­ma. Wei­ße Rie­sen. Aletsch-Glet­scher-Ber­ge oder was weiß ich. Bin dann mal im Wal­lis.

Abfahrt. Wie­der geil, ich lie­be es. Rho­ne-Glet­scher, hier ent­steht sie. Rhein­quel­le war am Ober­alp­pass. Wei­ter. Unten gibt es kei­nen Cam­ping­platz mehr. Dann fahr ich halt noch den Grims­el­pass hoch. Oben ist ein Cam­ping ein­ge­zeich­net. Die Son­ne ver­schwin­det lang­sam hin­ter den Ber­gen. Wind kommt auf. Oben stürmt es. Kalt. Der Cam­ping­platz ent­puppt sich als Wohn­mo­bil­stell­platz.

30 km Abfahrt nach Innert­kir­chen. Ich het­ze, es ist 20 Uhr durch und ich möch­te irgend­wann mal das Zelt auf­bau­en und die Bei­ne hoch­le­gen.

Jetzt bin ich hier. Auf einem total lieb­los ange­leg­ten Platz. Null­kom­ma­nu­ll Sitz­ge­le­gen­hei­ten, nicht mal ein Mini­mum von dem, was einen Rad­fah­rer mit Zelt erfreut. Wie­se, Klo, Dusche, für die ich mir noch 50 Rap­pen Stü­cke orga­ni­sie­ren muss­te. Schwie­rig ohne Schwei­zer Bar­geld 😉

Ich geh jetzt aber nicht meckernd schla­fen. Nein. Bin bes­tens gelaunt und muss den Tag noch ver­ar­bei­ten. Sooooo vie­le Ein­drü­cke. Dazu mich manch­mal ankot­zen­de Anstren­gung und Freu­den.

Genug kurz gefasst 😁

Gute Nacht


Tag 13

Ich lass mich heu­te ohne Wecker von der Son­ne wecken. Bin beim Auf­ste­hen extrem unmo­ti­viert. Über­le­ge, ob ich nicht flach die paar Kilo­me­ter zum Bri­en­zer See rad­le. Kein Stress. Ich lass mir Zeit, früh­stü­cke in Ruhe. Die Lust auf die Gro­ße Scheid­egg wächst von hal­ber Stun­de zu hal­ber Stun­de.

Irgend­wann nach 11 Uhr sitz ich auf dem Rad. Hier ist die Aare­schlucht. Ein Blick in die Schlucht ist hin­ter einer Bezahl­schran­ke. Arsch lecken. Könnt Euch Eure Schlucht sonst­wo­hin­ste­cken!

Abzweig zur Gro­ßen Scheid­egg. Ja, ich will 💕 Schnell noch Kaf­fee und Snacks an der Tank­stel­le ein­wer­fen und los. Es ist 12 Uhr durch aber ich hab noch viel Zeit für die anste­hen­den knapp 1400 Höhen­me­ter. Vor knapp 20 Jah­ren bin ich hier im Rah­men des Infer­no-Tri­ath­lons hoch­ge­ra­delt. Einer der groß­ar­tigs­ten Tage mei­nes Lebens. Sofort sind die Gefüh­le von damals wie­der da. Als wär es ges­tern gewe­sen 🤩

Heu­te hab ich Zeit. Die ers­ten 600 Höhen­me­ter fahr ich halb­wegs ambi­tio­niert, ver­su­che schie­ben zu ver­mei­den, auch an den stei­len Sti­chen. Ich komm gut vor­an. Eine Alpe. Ich les Pom­mes Fri­tes. Hab total Bock drauf. Wei­ter gehts jetzt in einem kom­plett ande­ren Modus. Zeit ohne Ende. Lang­sam fah­ren. Vie­le Pau­sen, in denen ich die phan­tas­ti­sche Sze­ne­rie genie­ße. Ich könn­te die gan­ze Welt umar­men. Spä­tes­tens, als ich aus dem Wald raus­kom­me und vor mir die gigan­ti­schen Gip­fel sehe geht mir das Herz auf und ich weiß wie­der, war­um ich unbe­dingt noch hier her woll­te 💕

Alle 10 Minu­ten kommt mal ein Auto. Spä­ter ist für Nor­ma­los Schluss. Post­bus­se dür­fen das klei­ne Sträs­s­chen über den Pass fah­ren und tun das im Halb­stun­den­takt. Ich bleib bei der nächs­ten Alpe hän­gen. Apri­ko­sen­ku­chen. Der Chef fragt, ob ich von oben kom­me oder noch hoch­fah­re. Ich fah­re hoch. Dann bekom­me ich die gros­se Rad­ler­por­ti­on. Cool 😃

Eiger, Mönch und Jung­frau sind hier in der Ecke. Ver­mut­lich sehe ich irgend­wo den Mönch. Muss mich mal schlau machen. Ist mir aber nicht wich­tig. Es ist und bleibt spek­ta­ku­lär. Am Ende liegt ein Gewit­ter in der Luft. Tol­le Licht­spie­le!

Abfahrt. 1000 Höhen­me­ter sehr steil. Ich fahr sehr defen­siv. Das Ende der Brems­be­lä­ge kün­digt sich an und mei­nen Hin­ter­rei­fen hab ich run­ter­ge­fah­ren. Gutes Timing. Ein paar Regen­trop­fen kom­men run­ter und es don­nert.

Der Cam­ping­platz ist voll. Es wur­de mir schon erzählt, dass die gan­ze Regi­on aus­ge­bucht ist. Kein Wun­der. Für mich die Top-Regi­on 🤩 Ich set­ze dar­auf, dass Rad­fah­rer abends nicht weg­ge­schickt wer­den. Zelt­wie­se ist wirk­lich über­voll. Mir wird ein Platz in einer Scheu­ne ange­bo­ten. Da schla­fen schon ein paar Jungs. Ich leg mein Zeug in den Vor­raum, wo Cam­per ihre Elek­tro­nik laden kön­nen. Stört mich nicht 😉

Per­fekt. Gleich dane­ben sind Tische und Bän­ke. Bin begeis­tert. Hier wer­de ich mor­gen blei­ben. Wenn mir nicht noch Blöd­sinn wie Klei­ne Scheid­egg oder was weiß ich ein­fällt. Ich kann mir da nicht sicher sein.

Bis dann 🥰


Tag 14

Nach einem lan­gen Abend bis spät in die Nacht gemein­sam mit dem Cam­ping­platz­per­so­nal, das groß­zü­gi­ger­wei­se mei­ne Scheu­nen­ter­ras­se benut­zen durf­te gings in den Schlaf­sack.

Hab geschla­fen wie ein Stein oder so. Beim Kaf­fee such ich nach Zügen heim­wärts. Mon­tag 09:59 Uhr. ICE bis Karls­ru­he incl. Fahr­rad­stell­platz. Dann noch Regio­nal­zug nach Stutt­gart. 5 Stun­den. Gebongt. Gebucht.

Heu­te Ruhe­tag. Ich mach erst mal nichts. Es ist heiß hier unten auf 1000 Metern Höhe. Grin­del­wald Bum­mel. Hier kann man für wenig viel Koh­le lie­gen las­sen wenn man will. Ich will nicht 😃 Mache einen grö­ße­ren Ein­kauf im Super­markt. Bis auf Rest­kaf­fee hab ich alle Vor­rä­te auf­ge­braucht.

Sehr vie­le Asia­ten, Ame­ri­ka­ner und weiss der Gei­er was für Lands­leu­te lau­fen hier rum. Ein ech­ter Tou­ri-Hot­spot. Heu­te stört mich das über­haupt nicht. Bin ja sel­ber einer.

Etli­che Kilo im Ruck­sack. Ich schwit­ze fast mehr als die letz­ten Tage auf dem Rad. Es ist schwül. Seit 14 Uhr gewit­tert es, mal mehr, mal weni­ger. Per­fek­tes Timing mal wie­der plus per­fek­te Scheu­ne. Sit­ze unterm Vor­dach auf der Ter­ras­se und schau dem Regen zu. Essen. Trin­ken. Nichts tun. Toma­te Thun­fisch Zwie­bel ist mein neu­er Stan­dard. Heu­te mit Eiern ver­fei­nert. Sehr fein!

Biss­chen was arbei­ten könnte/sollte ich heu­te noch. Bie­tet sich an. Irgend­wann ist Regen glot­zen nim­mer so span­nend 😉

Ich glaub, das reicht dann auch mit abhän­gen. Mor­gen reizt mich dann doch noch die klei­ne Scheid­egg und ein Abste­cher hin­ten raus nach Ste­chel­berg.

Schaumer­mal 😃


Tag 15

Fina­le! Dreif­ra­ge­zei­chen-Tour war ges­tern.

Heu­te Kaf­fee und zum Früh­stück die klei­ne Scheid­egg. Der Infer­no-Tri­ath­lon holt mich wie­der ein, ich kom­me an der Wech­sel­zo­ne vom Renn­rad aufs Moun­tain­bike vor­bei. Heu­te nehm ich den “beque­men” Weg, sehr weit hoch führt ein Asphalt­sträß­chen. Bin heu­te im “gib alles”-Modus, fah­re auch die über 15%-Stiche und bin viel schnel­ler oben als gedacht. Klar, ohne Gepäck.

Tol­le Bli­cke auf Eiger, Mönch und Jung­frau, Kuchen­stopp, Foto­stopps ohne Ende. Bin schon wie­der hin und weg 💕 Oben kom­men wei­te­re Erin­ne­run­gen. Ges­tern ende­te hier der Swiss-Man, eine Tri­ath­lon-Berg-Lang­di­stanz. Jede Men­ge Finis­her trie­ben sich noch oben rum, hab vie­len Sto­ries gelauscht.

Klei­ne Scheid­egg. Vier mal war ich nun hier. Ziel des Jung­f­rau­ma­ra­thons, Halb­zeit des Infer­nos und “fast im Ziel” bei der Eiger Bike Chall­enge. Auch heu­te bin ich über­glück­lich, über­wäl­tigt von der Schön­heit der Ber­ge mit allem drum und dran. Gän­se­haut.

Ich hat­te beim hoch­fah­ren noch mit dem Gedan­ken gespielt, mir die Bahn zum Jung­frau­joch zu gön­nen. Eine Aus­sichts­platt­form samt Stern­war­te oben im Glet­scher. “Top of Euro­pe”. Oben ange­kom­men brauch ich es nim­mer. Ich weiss eh schon nim­mer wohin mit den gan­zen Glücks­ge­füh­len. Ich glaub, sämt­li­che Göt­ter haben mich gera­de lieb.

Run­ter über Wen­gen, ein schö­ner auto­frei­er Ort, wei­ter run­ter nach Lau­ter­brun­nen und dann das Tal hoch bis Ste­chel­berg. Wech­sel­zo­ne vom MTB zum Lauf aufs Schilt­horn bzw. die­ses run­de James-Bond-Teil da oben. Will nicht damit lang­wei­len aber es beschäf­tigt mich halt. Glücks­sa­lat mit Glück­spom­mes passt per­fekt dazu.

Run­ter nach Zweilüts­chi­nen auf wun­der­schö­nem Rad­weg. Hier trifft sich die weis­se Lüts­chi­ne von Ste­chel­berg kom­mend mit der schwar­zen Lüts­chi­ne von Grin­del­wald kom­mend. Hoch nach Grin­del­wald kom­men noch­mal ein paar kna­cki­ge Stei­gun­gen. Am Fluss ist es ange­nehm erfri­schend, nach­dem es den gan­zen Tag lang schon sehr warm war, selbst oben.

Was für ein Tag, was für eine Tour 🤩 Bin mit mei­nen Emo­tio­nen über­for­dert, das muss sich alles set­zen. Mor­gen noch 20 Kilo­me­ter run­ter­rol­len nach Inter­la­ken. In Stutt­gart schau ich dann am Nach­mit­tag gleich mal im Mon­tags­bü­ro vor­bei und radel dann wie fast jeden Mon­tag heim. Brauch dann erst mal Urlaub.

Bis dann 🥰💕🤩😊✌️🙏💕


Epi­log

Dank Schlaf­platz in der Scheu­ne muss ich nicht mal mein Zelt abbau­en, kann gepflegt mein Zeug sor­tie­ren, mich für die Zug­fahrt in fri­sche Kla­mot­ten schmeis­sen und ohne zu schwit­zen die gut 20 km nach Inter­la­ken rol­len.

Sit­ze im Zug. So was von ent­spannt und leer. Pas­send zur gesam­ten Tour. Ab Karls­ru­he gehts mit einem Regio­nal­zug wei­ter, da kann nichts mehr schief­ge­hen, die fah­ren im Stun­den­takt nach Stutt­gart 🙂

Tja, das war sie dann, die Dreif­ra­ge­zei­chen-Tour, die Aus­ru­fe­zei­chen ohne Ende gelie­fert hat. Ich freu mich schon drauf, alles noch ein biss­chen zusam­men­zu­fas­sen, alles darf erst mal sacken, mir schwir­ren Situa­tio­nen, Bil­der, Gefüh­le im Kopf und Bauch rum.

Mir fal­len immer nur die glei­chen Wör­ter ein. Gross­ar­tig, phan­tas­tisch, wun­der­bar, unfass­bar schön.

Jetzt geht es vom Bahn­hof direkt ins Mon­tags­bü­ro, ein paar Klei­nig­kei­ten abar­bei­ten und dann die letz­te klei­ne Etap­pe nach Hau­se 😃

Dan­ke fürs teil­ha­ben an der Tour, ihr habt mir mit Euren Kom­men­ta­ren immer wie­der zusätz­li­ches Lächeln beschert 💕

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