Mit dem Rennesel von Neuenburg am Rhein an den Atlantik bei Nantes vom 17. bis 29. August 2023. Eine wunderbare Hitzeschlacht mit sportlichen Etappen …
Prolog
Es hat sich bewährt, mit dem Donnerstagsdöner Touren zu beginnen.
Nach kurzem heftigen Gewitterschauer ging es flott nach Stuttgart. Erfrischende Luft. Gute Laune. Leckerer Döner. Wir hatten mit Alaturka geliebäugelt, das wäre aber zu hektisch geworden.
So ging das schön entspannt los. Die Entspannung setzt sich in Zug 1 von 2 fort. Wenn mich Zug 2 mitnimmt geht es heute Abend ab Müllheim (zwischen Freiburg und Basel) los.
Nach Westen. Baden im Atlantik ist der Plan und der Weg dorthin ist mal wieder das Ziel
Das war ein spontaner Plan, Alpen waren angedacht. Dank der Schwäche letzten Donnerstag wird es jetzt eine flache Tour.
Bin sehr gespannt. Auf alles ![]()



Tag 1
Gegen 22 Uhr komme ich in Müllheim nahe der französischen Grenze an. Schlafen macht erst mal keinen Sinn, ich starte in die Nacht. Für Viele ist das nichts. Für mich auch nicht. Ich machs halt trotzdem. Immer wieder ![]()
“Nachts sieht man doch fast nichts”. Stimmt, das Elend wollte ich lieber gar nicht sehen. Raffinerien, Grossindustrie in Rheinnähe. Man riecht es und kann es erahnen.
Ein Wald. Unglaublich viel los. Rehe rennen im Licht der Lampe über den Weg. Dann ein Löwe, ich schwörs. Nur ohne Geweih.
Rhein-Rhone-Kanal. Fische springen ständig aus dem Wasser, rechts raschelt, quakt und tut es, ab und zu starten Riesenvögel neben mir, Graureiher vielleicht.
Gegen 2 oder 3 Uhr wird es gefühlt ganz schön kalt. Feuchte Luft mit 15 Grad. Ich denk ja immer, wird bald hell, dann wird es warm. Bisschen frösteln ist nicht so wild. Erst wenn ich richtig friere zieh ich mir was über und denke dann, wie blöd diese sinnlose Friererei ist.
Dumm war, dass ich nur 2 angematschte Bananen und 2 Liter Wasser dabei hatte. In der Nacht gibts nichts. Keine Tankstellen am Weg. Hunger, Durst. Tolle Planung!
06:30, es war schon hell, ein Bäcker. Kaffee und Croissants und so Zeug in verschiedenen Varianten. Nachschlag. Dazu Wasser. Ich hatte so einen Heisshunger!
Inzwischen war ich an der oder dem Doubs angekommen. Im Morgenlicht wunderschön, später dann auch mal öde. So sind sie halt manchmal, die Flüsse.
Es wurde kuschelig warm. Siesta, Snacken, Radeln, SIesta, Snacken, Radeln. Abkühlen! Merinoshirt klatschnass machen und anziehen gibt ca. 20 Minuten angenehmes Feeling.
Jetzt bin ich recht früh auf einem Campingplatz mit Bademöglichkeit gestrandet, hab lang mit mir gekämpft, ob ich nicht noch ein paar Stunden radle. Faulheit hat gesiegt ![]()
So war er. der erste Tag. Bis jetzt.


















Tag 2
Gestern hab ich mich nach dem Schwimmen auf die Wiese gelegt und bin sofort eingepennt. Später Wechsel ins Zelt, draussen war es feucht.
Früh aufgewacht, Zelt und Kram zusammengepackt und los. Früh losfahren ist schon toll. Wenn mir nur das Aufstehen nicht meistens so schwerfallen würde!
Es ging entlang dem Doubs. Rüber an die Saonne, zurück an den Doubs und weiter bis zum Zusammenschluss, wo der Doubs einfach von der Saonne geschluckt wird. Wer entscheide eigentlich, wie der Fluss danach heisst. Wäre ein Doppelname nicht fairer?
Ich hab mich komplett mit der Landschaft angefreundet. Es sind zwar nicht hinter jedem Eck (wenn es denn mal eins gibt) WOW-Momente. An einem langen Tag gibt es aber doch viel zu bestaunen.
Heute hab ich Badeverbotsschilder (ganze Landkreise stellen pauschale Schilder auf) generell ignoriert und hab ein paar schöne Badestellen gefunden.
Mit Versorgung sieht es direkt am Eurovelo 6 eher mau aus. Ich wundere mich, dass da nicht der eine oder die andere am Weg was Nettes anbietet.
Kurz wurde ich dann aber 3 oder 4 mal überrascht. Ein Schleusenwärter hat draussen 3 Tische und Stühle hingestellt und serviert Kaffee und Kaltgetränke. Geht doch.
An den Kanälen hier gibt es hunderte kleiner Schleusen, oft mit einem kleinen Häuschen, in dem ein Schleusenwärter lebt. Oder Wärterin. Ich hab nur Männer gesehen. Das erinnert mich an die Bahnwärterhäuschen früher bei uns. Der Vater einer Jugendfreundin war noch Bahnwärter ![]()
Ausser Saone und Doubs gab es also noch unzählige Kanäle und am Ende einen weiteren Fluss. Den Namen reich ich nach oder auch nicht weils egal ist.
Ich hatte beschlossen, den Tag gemütlich anzugehen, obwohl ich wieder gern Kilometer fressen wollte. Bin dann lang gefahren, ich fahr ja gern abends.
Da kein Campingplatz in Sicht war hab ich es mir an einer verlassenen Schleuse bequem gemacht. In der Dämmerung noch kurz ins Wasser gehüpft. Das ersetzt die Dusche ![]()
Das wars mal wieder auf die Schnelle. Ich muss in die Falle.
Gute Nacht.





















Tag 3
Die “wilde” Nacht war klasse, ganz brav hab ich in der Morgendämmerung das Zelt abgebaut und war verschwunden, bevor die ersten Angler unterwegs waren.
Ein Stückchen am Kanal entlang, Croissants in ein paar Varianten in einem kleinen Städtchen geschnappt. Kaffee war Fehlanzeige. Es ging wellig, hügelig oder gar fast bergig weiter, auf und ab durchs Niemandsland.
Nach gut 30 km ein Campingplatz. Kaffeeeeeeeee ![]()
Irgendwann war ich wieder an einem Kanal, Abstecher in ein weiteres Städtchen. Da war mal was los und es gab Auswahl. Auf Pizza hatte ich Lust, feinfein.
Mittags wieder viel Siesta, muss ich halt wieder abends Gas geben. Zum Glück liefen mir Bananen, Äpfel, Yoghurt und Getränke über den Weg. Das hebt die Laune. Die war aber eh gut.
Die Loire empfing mich sensationell. Ich radel an einem Kanal entlang (ja, hier gibt es Kanäle, hab ich bisher verschwiegen) … da taucht sie auf. Der Kanal geht auf einem langen Viadukt über die Loire und das alles sieht fantastisch aus.
Ansonsten hab ich von der Loire heute nicht viel gesehen. Es ging wieder auf und ab auf kleinen Sträßchen und Wirtschaftswegen oder an Kanälen entlang.
Am Ende ein paar Kilometer genau auf die tiefstehende Sonne zu. Wunderbar ![]()
Wenn es beste Tage gibt dann war das heute einer davon
Ich freu mich auf morgen! Eh klar.
















Tag 4
Ein Scheißtag. Bestimmt werde ich ihn irgendwie schön schreiben doch glaubt mir, egal was ihr noch lest. Es war ein Scheißtag.
Es fing gut an, gestern noch. Die Rezeption am Campingplatz war schon zu, ich hab brav die in dem Fall anzurufende Nummer angerufen. Ich darf mir einen Platz aussuchen und soll morgen früh bezahlen. Ich frag, wann denn morgens jemand da ist. Ab 8 Uhr. Ich fahr aber gegen 7 Uhr. Egal, dann sind Sie herzlich eingeladen, trotzdem zu übernachten ![]()
Tatsächlich bin ich gegen 7 Uhr aufgebrochen, das klappt gerade echt gut. Die Nacht war warm und trocken, die 3 Klamotten waren früh morgens trocken, obwohl ich sie erst bei Dunkelheit aufgehängt hatte. Die Nächte davor war immer alles nass. Gras, Zelt, Klamotten.
Kaffee gab es sofort im Ort. Croissants und so Zeug auch. Bisher läuft es ![]()
Dann … 55 km geradeaus an einem Kanal entlang, großteils auf Rumpelasphalt. Wenn das Navi schon den ersten Abzweig nach 32 km anzeigt ahne ich, was abgeht. Der Abzweig entpuppt sich dann als “weiter am Kanal entlang”. Es war zäh, monoton und Zipperlein meldeten sich. Eine Blase an der linken Ferse, bisschen Nacken, Schulter und Ellenbogen. Alles nicht dramatisch. Normalerweise kann ich das gut wegstecken. Lege WOWs und OhGottWieIstDasSchöns drüber und Zipperlein sind vergessen, tauchen kurz mal hier oder da auf.
An der Stelle muss ich mal erwähnen, dass ich nicht alles easy peasy runterstrample und die Moral und Motivation immer mal den einen oder anderen Hänger hat.
Heute war das stundenlange Gedankenkarussell an der monotonen Strecke negativ geprägt und sämtliche bewährten Strategien haben versagt.
Irgendwann kam dann doch mal was spektakuläres. Wieder so ein Viadukt über die Loire und tolle Ausblicke. Sensationelle Badestellen. Gebadet hab ich öfter. “Baignade interdit”. Drauf geschissen. Wenn jemand käme könnte ich ja sagen … “ich war nur im Fluss spazieren und bin hingefallen” oder so Zeug. Der am längeren Hebel sitzende Ordnungshüter fände das aber sicherlich nicht witzig, daher ist vorgetäuschte Einsicht sicher die bessere Alternative … “ist gefährlich? Echt? Wusste ich nicht. Was Sie alles wissen. Danke!”. Oder so.
Nach dem Kanal ging es längere Stücke auf Strässchen ohne Wasser daneben. Ohne Schatten. Es war schon 13 Uhr durch. Heiss heisser noch heisser. Ich mag das ja. Nicht heute. Ich will meinen ätzenden Kanal zurück ![]()
Okay. Ich wollte was essen gehen. Restaurant geschlossen. 10 km weiter. Viele Restaurants in einem Städtchen. Geschlossen. Immerhin ein Supermärktchen. Baguette, Tomaten, Gurke, Zwiebel, hatte Lust auf was Frisches, es kommt ja in ca. 10 km wieder ein Restaurant. Geschlossen.
Ich kürz es ab. Um 18 Uhr gab es … DÖNER
Mit Pommes. Ich wollte zwar so richtig richtig richtig lecker essen gehen. Jetzt war der Döner aber PERFEKT. Ein ehrliches Futter ![]()
Heute hatte ich absolut keine Lust mehr, den abendlichen Flow zu nutzen und noch ein paar Kilometer von der Uhr zu nehmen.
Ab zum Campingplatz. Rezeption geschlossen, ein Typ kommt ums Eck, witzelt leicht angedüdelt auf englisch rum. Zu spät, Du kommst hier nicht rein. Musst morgen wiederkommen. Joke. Cash oder Karte? Cash macht 10 Euro. Passt. Weiter schönen Feierabend ![]()
Jetzt geh ich frisch geduscht nochmal ins Städtchen. Ich hab Durst ohne Ende und keinen Bock auf Wasser, von dem ich mir den Tag über 10 bis 15 Liter reinschütte. Tendenz Richtung 15 Liter.
Ja, das war ein Scheißtag aber am Ende hat er noch einigermassen die Kurve bekommen.
Die Loire sollte sich aber was einfallen lassen. Fünfhundertirgendwas Kilometer noch. Da wär die eine oder andere positive Überraschung nicht schlecht!
Au revoir ![]()
















Tag 5
Neuer Tag, neues Glück. Wie gehabt ging es früh los. Bar Tabac Epicerie. Perfekt. Das deckt gleich mal alle Grundbedürfnisse.
Heute hab ich Selbstversorgung eingekauft, um mich von erfolglosen Suchen unabhängig zu machen. So kam dann auch ein geöffnetes Restaurant nach dem anderen ![]()
Ein hübsches Café mit einer Apotheke daneben. Zeit, sich mal um die Blase zu kümmern. Die fahr ich seit Tagen mit mir rum, es hat sich bisschen zu stark entzündet um es weiterhin zu ignorieren. Ausserdem tuts halt einfach weh. Die Apothekerin versteht die Google-Übersetzung nicht. Nach bisschen Erklärung tippt sie Das französische Wort ein, Google spuckt auf deutsch Birne aus. Birne find ich gut. Ich zeig ihr dann halt einfach die Blase und geh mit Blasenpflaster und Desinfektionsmittel raus und hau das Zeug gleich bei einem Café drauf
Wunderbar, tut auch gleich fast nimmer weh.
Der Weg war heute super abwechslungsreich. Das gestrige Tief vergesse ich einfach. Atomkraftwerke, tolle Städtchen und immer wieder die Loire. Heute hat sie mir ausgesprochen gut gefallen. Ich war mehr im Wasser als auf dem Rad.
Die offenen Restaurants hab ich erst mal ignoriert und mein eingekauftes Zeug vervespert. Das war auch mal richtig lecker. Ab und zu ein Kaltgetränk und Wasser auffüllen.
Gegen Abend kam ich dann in Orléans an. EIne grössere Stadt. da war dann doch noch ein Restaurant fällig. Apropos … dass es alkoholfreies Bier gibt hat sich in Frankreich noch nicht rumgesprochen. Heute hab ich eins ergattert. Ein zweites gabs nimmer. Immerhin ![]()
Dann waren da noch die drei jungen Kerle, die ich gestern schon gesehen hab. Um die 17 Jahre alt. Der eine Mit einer Lenkertasche. Der Nächste mit einer Seitentasche hinten, der Dritte mit einem Täschchen auf dem Gepäckträger. Gestern dachte ich, die radeln mal kurz irgendwo an den Fluss zum Baden.
Heute hab ich gefragt. SIe sind auf 4‑tägiger Tour, haben praktisch nichts dabei und pennen irgendwo auf einer Picknickdecke. Cool. Jugendliche Unbeschwertheit ![]()
Die hab ich nimmer so ganz aber ich arbeite am Projekt “in Würde Kind bleiben”.
So weit so gut, morgen gehts weiter. Falls ich es noch nicht zum Ausdruck gebracht hab, heute war ein phantastischer Tag ![]()
























Tag 6
Ich hab den Wecker mehrfach weggedrückt und bin eine Stunde später aufgestanden als die letzten Tage. Im Halbschlaf hab ich Ideen gesammelt, wie es weitergehen soll.
Das Wetter wird kippen. Warum nicht einen der letzten heißen Tage ganz relaxed gestalten, mit viel Wasserspaß …
Die Idee, die Tour jetzt zu fahren kam ja relativ spontan. Ich hab sie schon lange auf dem Schirm, hab allerdings im Moment nur begrenzt Zeit. Das tolle Wetter musste aber unbedingt genutzt werden. So kam der Plan zustande, die ca. 1200 möglichst in 8 Tagen zu fahren. Sportlich optimistisch realistisch. Möglichst am Anfang so viel Kilometer wie möglich weghauen. Da ich nicht total bescheuert bin hab ich mir 2 oder gar 3 Tage Reserve eingebaut.
Ich kann mir heute also eine Art Ruhetag leisten. Bisher lieg ich ja mehr als gut im Plan
Klar, dass diese Tour ganz anders ist als kürzlich die Slowenien-Tour. Das ist auch gut so. Sowas kann man nicht wiederholen, toppen oder wie auch immer. Abwechslung ist gut.
Los gings also erst um 8 Uhr. Ich erzähl mal gar nicht viel vom Weg oder der Landschaft. Burgen, Kirchen, Fluß, Weinberge, Städte, Dörfer, abwechslungsreiche Wege … Wunderbar.
Ich war heute im Flow. Meditatives Radeln. Gedankenwelt. Ein paar Stichworte … Wespenstich … Gift … Pfeil … Indianer … ist das noch korrekt? … kompliziert … Veränderungen … letzte Generation … ich bin dann ungefähr die drittletzte … Zielgerade … Endspurt … keine Kinder mehr? … wo vögeln doch so geil ist (sagt ein Freund
) … ich glaub nicht dran (dass die letzte Generation keine Kinder bekommt) … möchte gern noch bisschen Kindersport machen … Überbevölkerung müssen wir anders in den Griff bekommen … das Sterben attraktiver machen … Dönergutscheine für den Himmel … oder die Hölle … und so weiter und so fort …
50 km rum ![]()
Unterbrochen durch baden, essen, Städtchen. Man könnte das hier auch alles total anders machen, langsamer, sich Kultur und Geschichte reinziehen. Davon gibt es jede Menge. Steht aber nicht auf meinem Plan und ich vermisse es nicht.
Kilometer schrubben, Birne frei bekommen, schöne Landschaft sehen und es mir zwischendurch gutgehen lassen reicht mir ![]()
Letztendlich kamen dann doch wieder etliche Kilometer zusammen. Einfach so. An dieser Stelle danke an die Beine, die behalt ich, die sind einfach gut! Danke auch an den Rennesel. Ich will den Tag ja nicht vor dem Abend loben aber die alte Mühle schnurrt vor sich hin. Die Wege sind noch dazu zu 99% rennradtauglich.
Noch ca. 270 km bis ans Meer. Ich glaub, das wird was. Bis morgen ![]()















Tag 7
Heute war Regen/Gewitter angesagt. Ich fuhr auch gleich auf eine schwarze Wand zu. Dann ging es los. Blitz, Donner, Starkregen. Blitze finde ich auf dem Rad immer wieder leicht beunruhigend.
Es ging durch Wälder aber auch wie so oft über offenes Gelände. Sehr schöne Wege durch Dörfer und auch größere Städte. Temperatursturz. 18 Grad. Da kann ich glatt mit Regenjacke fahren ohne abartig zu schwitzen ![]()
Anstatt Badepausen hab ich so manchen Starkregenschauer bei einem Café und oder Snack ausgesessen. Unterm Strich bin ich aber auch in dem Siff viel gefahren und gut vorwärts gekommen. Es hat Spaß gemacht ![]()
Ich fuhr von einer Gewitterzelle in die Nächste. Gegen 15:30 Uhr war der Spuk vorbei, die Sonne kam raus und die Temperatur kletterte wieder auf über 30 Grad.
Mit der Loire hab ich mich inzwischen richtig gut angefreundet. SIe ist ganz anders als ich sie mir vorgestellt hab. Breit, flach, natürlich. Keine Schifffahrt. Sandbänke, Wasservögel. Ich dachte eher an sowas wie den Rhein oder den Neckar ab Stuttgart.
Dazu Schlösser, Burgen, Weinberge, die hier keine Berge sind. Weinebenen sozusagen. Ein Dorf mit Höhlenhäusern und jeder Menge Kunstgewerbe und netten Cafés.
Hübsche und häufige Gastronomie. So hatte ich mir das vorgestellt. Wenn ich durch Schweden oder Kanada fahr weiss ich, dass ewig nichts kommt und bin darauf eingestellt. Hier war ich teilweise enttäuscht, dass so viel Tote Hose war.
Hübsche Naturwege. Nachteil, man kommt teilweise nicht voran. Nachteil, bin wieder gestürzt. Wie vor 2 Wochen. Schmierig seifiger Dreck, Vorderrad macht was es will. Abstieg über den Lenker. Meine Taschen waren dreckig … *heul*… Spaß. Wieder weiche Landung, alles heil ![]()
Am Ende, ich war auf Feierabend eingestellt war 1 km vor dem Campingplatz auf der anderen Seite die Brücke gesperrt. Nochmal 10 km weiter. Vollgas den Sonnenuntergang auf der nächsten Brücke gejagt, 2 Minuten zu spät, sie hat nur noch minimal über den Horizont gespickelt. Trotzdem tolle Lichspiele.
Nur noch 70 km bis Nantes bzw. ca. 120 bis ans Meer. Geil! Ich freu mich schon wieder endlos auf morgen ![]()

















Tag 8
Zwangsausschlafen
Gestern war die Rezeption mal wieder geschlossen, ich durfte meinen Ausweis abgeben und heute ab 8 Uhr zum bezahlen vorbeischauen. Wennschondennschon wurde es dann 9 Uhr. Das tat mal gut!
Es war kühl und grau aber trocken. Sehr windig. Vor 2 Tagen stand die Prognose noch auf Nordostwind, schräg von hinten. Die Fahnen am Campingplatz wussten davon nichts. Ganz klar Westwind. Shit.
Dementsprechend mühsam ging es heute voran. Hab dann erst mal bisschen weniger Pausen eingelegt. Ich war auch nicht in Fotografierlaune, das Licht gab heute nicht viel her.
Die Strecke hab ich erst mal abgearbeitet und den Gedanken dabei freien Lauf gelassen. Dann fuhr ich auf Josef auf. Ging vor 5 Jahren in Rente, hat alles verkauft und ist seitdem als Fahrradnomade unterwegs. Mit Pause zu Hause wegen einer OP. Mit ihm bin ich etwa eine Stunde lang zusammen geradelt, er hatte viel zu erzählen ![]()
In Nantes verabschiedeten wir uns, er wollte bisschen Stadt anschauen, ich wollte weiter. Raus aus der Stadt war zäh. Hässliche Vororte mit viel Industrie. Trotzdem irgendwie kurzweilig. Noch knapp 50 km bis zum Atlantik.
Die Sonne kam dann auch mal raus. Ein hübsches Restaurant mit Blick auf die Loire, grosse Pause, Campingplätze recherchieren. Die am Meer klangen gar nicht gut. Animationszentren mit wenig Platz für Zelte, Jubel Trubel.
Gelandet bin ich jetzt auf dem letzten Campingplatz an der Loire, 5 km vom Meer entfernt. Das schau ich mir dann morgen den ganzen Tag lang an ![]()
Der Campingplatz hier ist echt cool. Ein Areal für Radfahrer. Mit Küchenzelt, Lademöglichkeiten, Fahrradzelt mit Werkzeug usw.
Hier sitzen einige Radfahrer rum. ‑Innen auch
Wird wahrscheinlich ein schöner Abend.
Nicht weit von hier ist ein kleiner Ort mit einem großen Supermarkt. Perfekt. Ich brauch Material um mein Rad für die Heimreise zu verpacken. Da muss ich mich morgen mal drum kümmern. Ich geh davon aus, dass ich das Rad zerlegen muss, wenn es überhaupt noch Plätze gibt.
Egal, das interessiert mich heute Abend nicht mehr. Bin ja noch nicht mal am Ziel. Das Finale kommt morgen.
Ich denke, davon erzähle ich, wenn ich im Zug nach Hause sitze. Bis hierher war es unterm Strich mal wieder richtig klasse. Nicht alles aber das meiste. Jetzt ist Zeit für zwei planlose Tage ![]()
Danke für Eure vielen Feedbacks, die sorgen immer wieder für Erheiterung oder Motivation ![]()














Tag 9
Ich mach mal weiter. Gott in Frankreich. Heute versteh ich, warum ![]()
Erst mal bisschen Regen, schlaf ich halt noch ein wenig. Frühstück, Zugticket gebucht. Für Montag gab es nur noch Dreihundertirgendwas-Euro-Tickets, dann fahr ich halt Dienstag erst. Umso besser. 3 volle Tage Zeit hier ![]()
Mittags gings dann gegen den Wind ans Meer. Sehr sehr mühsam, die Beine dachten wohl, es ist vorbei. Da müssen sie durch. Heute wollte ich über die große Brücke nach Saint Nazaire. So eine Riesenbrücke reizt mich natürlich.
Erst war es nicht prickelnd, dann übel und mittendrin hatte ich dann so richtig Stress. Böiger Seitenwind, schmale Fahrradspur und Autos, die auch nicht viel Platz haben, mir Platz zu lassen. 4 Kilometer lang.
Egal, ich kam heil rüber. Einkaufen, Kaffee hier, Snack dort und endlich an den Strand. Das Meer ist schon klasse. Ich kann einfach dasitzen und glotzen. Eine Stunde lang.
Diese tägliche Kilometergeschrubbe war schon manchmal nicht so ganz entspannt, ohne wär ich aber jetzt nicht hier. Jetzt kriecht sie in mir hoch. Die Tiefenentspannung ![]()
Baden muss ich halt noch, schliesslich bin ich ja deshalb hier. Ich hab einen Strand für mich allein, dachte, hier sei es brechend voll. Genial!
Es roch nach Crepes. Ess ich halt Crepe. Es roch nach Pizza, ess ich halt Pizza. Es roch noch öfter und anders, das sprengt den Rahmen. Ausser essen bin ich durch Industriehäfen geradelt, faszinierend, wie gross alles ist. Billiarden Tonnen an Stahl auf 100 Quadratmetern.
Hübsche Uferpromenaden, tolle Aussengastronomie. Am besten war aber die Bar in einem runtergekommenen Viertel. Brechend voll drinnen mit kunterbunt gemischten Einheimischen. Sie haben sich gewundert, dass ich dort gelandet bin. Mich zieht so was magisch an ![]()
Rückweg über die Brücke … Nicht besser als hin.
Das soll mal reichen, den Rest erzählen die Bilder!




















der Rest
Sonntag ging es nochmal ans Meer, diesmal nicht über die Brücke, stattdessen hab ich die Strände südlich des Loire-Deltas abgeklappert. Unglaublich leere Sandstrände, sicherlich dem Wetter geschuldet und vielleicht geht auch langsam die Saison zu Ende. So gefällt mir das ![]()
Montag Mittag bin ich nach einem entspannten Vormittag gemütlich nach Nantes zurückgeradelt. Ohne Navi, einfach nach Lust und Laune. Abenteuerliche Wanderwege waren dabei, dazu viel Rückenwind. Ein sehr schöner Ausklang.
Am stadtnähsten Campingplatz (3 km vom Zentrum oder Bahnhof entfernt) gab es keine Zeltwiese und ich musste einen Superluxusscheissdrecksstellplatz mieten. Die teuerste Campingnacht meines Lebens (60 Euro)! Gut. Ich hatte die Wahl, ca. 12 km ausserhalb zu nächtigen und habe freiwillig in den sauren Apfel gebissen.
Die abschliessbare Hütte mit Strom, Wäschetrockenständer, Sonnenliegen, Sonnenschirm, Kühlschrank … konnte ich wenigstens teilweise sinnvoll nutzen. Abends hab ich den Bahnhof erkundet, kann ja nicht schaden, sich vorab schon ein wenig auszukennen und hab mich dann ins Nanter Nachtleben gestürzt.
Nantes hat eine grosse Altstadt mit viel Aussengastronomie, Parks, in denen musiziert, jongliert, rumgelegen, gejoggt und noch viel mehr wird. Ein klasse Abend war das ![]()
Dienstag hab ich noch ein wenig rumgetrödelt und bin nach etlichen Frühstücken zum Bahnhof geradelt. Mit viel Zeitpuffer fürs Verpacken des Rads.
Der Zug hatte 1 Stunde Verspätung. Anschluss in Strassburg nicht erreichbar. Ansonsten perfekt. Ein komfortabler Sitzplatz mit Steckdose und Tisch und man merkt gar nicht, dass man mit 300 km/h durch Frankreich fliegt.
Kurz vor dem Halt in Strassburg kam eine Durchsage, dass sich Fahrgäste mit Anschluss Richtung Karlsruhe/Stuttgart in Wagen 4 beim Servicepersonal melden sollen.
Die Dame war sehr kompetent und hat uns eine Alternative gezeigt. 5 Minuten Umstiegszeit. Ich sagte ihr, dass es mit Fahrrad knapp wird wenn der Fussweg nicht allzu kurz ist. Sie erklärte uns vorab den Fussweg. Wir waren ein junges Paar und ein junges Mädel, das fragte, ob sie sich mir anschliessen kann, weil sie nichts verstanden hat. Klar.
Der Fussweg war lang, mein Fahrradtragearm wurde lang und länger. Das junge Paar erfüllte den Auftrag, einen Fuss in die Tür zu stellen, zusätzlich kam mir der Kerl entgegen und nahm mir das Rad ab ![]()
Beim nächsten Umstieg mit viel Zeit lief ein Schaffner mit uns zum selben Gleis und hat mit angepackt. Es gibt auch richtig nette Bahnmitarbeiter ![]()
Letztendlich kam ich 2 Stunden später in Stuttgart an. Das Rad hab ich im letzten Zug wieder zusammengebaut. Ich hatte keine Lust auf S‑Bahn und bin den Rest heimgeradelt, Nicht ohne vorher um kurz vor Mitternacht noch einen Döner einzuwerfen ![]()
So begann die Tour mit einem Döner und sie endete mit einem Döner. Eine runde Sache ![]()
Ich bin froh, mich spontan zu dieser Tour aufgemacht zu haben. 8 anstrengende Radfahr-Tage bis ans Meer (1200 km) plus 3 entspannte wunderschöne Tage am Meer bzw. in Nantes und eine halbwegs gut gelaufene Heimfahrt mit der Bahn. Eine tolle Mischung. Frankreich hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Viele Franzosen finde ich teilweise etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man aber selbst ein wenig versucht, deren Sprache zu sprechen hat man meist gewonnen.
Danke fürs verfolgen ![]()
Punkt.



















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