Slowenien 2023

Phan­tas­ti­sche drei­ein­halb Wochen mit dem Moun­tain­bike über die Alpen nach Slo­we­ni­en und zurück mit den High­lights Gross­glock­ner Hoch­al­pen­stras­se, Vrsic-Pass, Soca-Tal, Ljublja­na, Bären­sat­tel und noch viel mehr vom 18. Mai bis 10. Juni 2023 …

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Voll­bild


Pro­log

Don­ners­tag.

Döner in Salz­burg. Der Auf­takt mei­ner Slo­we­ni­en-Tour.

Nach dem Döner ging es wei­ter mit der Bahn nach Bruck an der Glock­ner­stras­se. Die Stras­se ist seit 3 Tagen für Rad­fah­rer gesperrt. Ich woll­te heu­te Abend an der geschlos­se­nen Maut­stel­le vor­bei die ers­ten 700 Höhen­me­ter abknab­bern und mich mit dem Zelt in die Pam­pa schla­gen.

Hab mal wie­der umdis­po­niert, ich bin extrem müde, hab eine kur­ze Nacht hin­ter mir, ziem­lich viel war noch zu erle­di­gen. An sol­chen Tagen has­se ich es, so ein Auf­den­letz­ten­drü­cker-Typ zu sein.

Selbst die Rad­fahrt zum Stutt­gar­ter Bahn­hof war knapp. Zug erwischt, ab da war der Schal­ter umge­legt. Ent­span­nung 💕

Jetzt sitz ich hier am Fuß der Pass­stra­ße und wer­de mor­gen ver­su­chen, offi­zi­ell hoch­zu­fah­ren. Hof­fent­lich bei guter Sicht.

Erst mal was essen, dann aus­schla­fen und dann schau­en wir mal. Die Cam­ping­platz­weich­ei­va­ri­an­te hat was!

Die Ber­ge sind schon mal in Sicht, dazu seh ich Schnee. Ein guter Start ist das 😊


Tag 1

Aus­schla­fen, klei­nes Früh­stück, zusam­men­pa­cken, che­cken, ob die Groß­glock­ner­stra­ße für Rad­fah­rer offen ist. Geschlos­sen. Drauf geschis­sen.

Dass es bis zur Maut­stel­le in Fer­lei­ten schon ordent­lich hoch geht hat­te ich ver­drängt. Die Fahr­rad­spur war akri­bisch abge­sperrt. Ich bin nicht der ers­te Mensch, der ver­sucht dran vor­bei­zu­kom­men. Hab das Rad über die Sper­re geho­ben und wur­de prompt zurück­ge­pfif­fen.

Kei­ne Gna­de, alles zu mei­ner Sicher­heit. “Wird heu­te auch nim­mer geöff­net, oben ist star­ker Wind und rich­tig Win­ter, da bläst es stän­dig Schnee auf die Stra­ße.”.

Erst mal ein zwei­tes Früh­stück. Frust­früh­stück. Plan B über Bad Gas­tein und mit der Bahn durch den Tun­nel gefiel mir nicht beson­ders. Hab mich aber damit abge­fun­den.

2 Her­zen … Herz Sicher­heit und Herz Aben­teu­er. Nor­ma­ler­wei­se gewinnt IMMER Herz Aben­teu­er. So ein­fach kommt man aber nicht an der Maut­stel­le vor­bei.

Herz S: “Plan B! Wenn Du noch­mal ver­suchst, Dich an der Maut­stel­le vor­bei­zu­mo­geln gibt es rich­tig Ärger“
Herz A: “Da hast Du recht.“
Herz S: “Außer­dem ist oben alles dicht, null Sicht, Du fährst durch die Wol­ken, es wird eklig.“
Herz A: “ja, Plan B macht Sinn” …

Hab die Ersatz­stre­cke geplant, Früh­stück bezahlt und mich aufs Rad gesetzt. Immer noch tob­ten Gedan­ken im Hirn. Herz A hat­te noch nicht auf­ge­ge­ben. DANKE ❤️ Noch­mal geschaut, ob es nicht doch ein Schlupf­loch gibt. Oha … ein Stück­chen einen Weg unter­halb der Stra­ße ent­lang und dann über einen Zaun, eine Wie­se hoch­schie­ben, über noch einen Zaun und schon bin ich 200 Meter hin­ter der Maut­stel­le auf der Stra­ße, da hör ich kein Zurück­ge­pfei­fe mehr.

Gedacht — getan. Geil. Nach ca. einer Stun­de über­hol­ten mich Motor­rad­fah­rer. Hey, für die war auch gesperrt. Check der Web­sei­te. Jetzt auch offen für Fahr­rä­der und Motor­rä­der. Wahn­sinn. Alles rich­tig gemacht.

Ich wäre mit gutem Grund trau­rig gewe­sen. Es war soooooooooo klas­se. Ich war so scharf auf das ers­te High­light. Ich hat­te so schö­ne Vor­stel­lun­gen, dass leich­te Ent­täu­schung fast schon vor­pro­gram­miert war, weil es doch nicht so geni­al wer­den könn­te 💕

Es war so wie ich es mir erträumt hat­te. Klar, zwi­schen­durch tob­te ekel­haft kal­ter Wind, es war auch mal neb­lig, es war aber auch so viel Son­ne, Schnee, phan­tas­ti­sche Bli­cke und men­ta­les auf und ab dabei, genau die­se Mischung machts.

Ich hat­te heu­te nach ca. 1000 Höhen­me­tern echt zu kämp­fen. Dumm, dass es mit Zwi­schen­durch­ab­fahrt am Ende knapp 2000 Höhen­me­ter waren. Schön, dass es auch mit lee­ren Bei­nen geht, tut halt weh. Wenns nicht weh tut ist es zu ein­fach 🙂

Jetzt hab ich den erst­bes­ten Cam­ping­platz ange­steu­ert. In Hei­li­gen­blut. Ich war leer, mir war leicht kalt (trotz fet­ter Dau­nen­ja­cke), Erschöp­fung eben.

Nach der hei­ßen Dusche ist die Welt aber schon wie­der in Ord­nung. Jetzt noch den Bauch voll­hau­en und ab in den Schlaf­sack.

Das war ein gei­ler Tag, ich freu mich auf die kom­men­den Tage, auch wenn die wahr­schein­lich nicht so spek­ta­ku­lär wer­de. Dafür ist Regen ange­sagt. Das hat doch auch was 😉

Habe fer­tig. Fix und.


Tag 2

Die Bei­ne haben sich über Nacht eini­ger­mas­sen erholt, trotz­dem stand der Tag im Zei­chen der Scho­nung, der Kalo­rien­zu­fuhr, des Genus­ses. Mehr oder weni­ger Ruhe­tag.

Schön das Möll­tal run­ter­rol­len, spä­ter noch ein wenig Drau­tal. Ein paar bis­si­ge kur­ze Anstie­ge waren auch dabei. Ist halt nicht Hol­land.

Vie­le Kind­heits­er­in­ne­run­gen. Mit unse­ren Eltern waren wir Som­mer wie Win­ter in Kärn­ten im Urlaub. Nicht die schlech­tes­te Wahl 🙂 Rag­ga-Schlucht, Kreuz­eck, Gol­deck … lau­ter bekann­te Punk­te. Dazu der Dia­lekt, da fühl ich mich doch irgend­wie zu Hau­se.

Etli­che Regen­schau­er, teils gemei­ner Gegen­wind, tol­le Natur, wun­der­schö­ne Wege.

Ich dach­te, Sams­tag Abend fin­de ich in Spit­tal an der Drau sicher einen geöff­ne­ten Super­markt. Denks­te. Dafür hab ich die Acker­box ent­deckt. Das Para­dies! Es gab alles, was mein Herz begehrt und falls ich nach­her noch spon­tan Lust auf irgend­was bekom­me, was ich nicht ein­ge­kauft hab hat das Teil 24/7 geöff­net.

Dazu noch 16°C am Abend im Ver­gleich zu 7°C ges­tern Abend in Hei­li­gen­blut. Die Ten­denz stimmt 💕

Ihr könnt es Euch bestimmt den­ken, ich bin glück­lich. Das geht näm­lich ganz ein­fach 🙂


Tag 3

Los ging der Tag mit Früh­stück an einem über­dach­ten Tisch. Welch Luxus 🙂 Vor allem ges­tern Abend war das ein Genuss, da hat es näm­lich noch gereg­net.

Erst mal gemüt­lich die Drau run­ter­rol­len bis Vil­lach. Son­ne. Wär­me. Okay, woll­te ich jam­mern wür­de ich wegen Gegen­wind jam­mern. Will ich aber nicht.

Nach dem Mit­tag­essen ging es dann zur Sache. Über den Wur­zen­pass nach Slo­we­ni­en. Auch den bin ich 1983 schon mal gefahren/geschoben. Ich hat­te in Erin­ne­rung, dass er kurz ist und ein rela­tiv kur­zes extrem stei­les Stück drin hat.

Heu­te weiss ich, dass er zwar kurz aber der gröss­te Teil sehr sehr steil ist. Rad­wan­dern war ange­sagt. Wan­dern woll­te ich ja sowie­so. Unheim­lich viel Gegen­ver­kehr, es roch nach Gum­mi, Kupp­lung, heis­sen Brem­sen. Ansons­ten ist der Wur­zen­pass sehr unspek­ta­ku­lär, kei­ne tol­len Aus­bli­cke. Ein­fach nur ein kur­zer prak­ti­scher Über­gang nach Slo­we­ni­en.

An die­ser Stel­le möch­te ich auch mal erwäh­nen, daß alle, aber auch wirk­lich alle Auto­fah­rer bis­her sehr rück­sichts­voll waren, auch die Fer­ra­ri-Fah­rer am Groß­glock­ner. Auch heu­te am Wur­zen­pass sind sie an kri­ti­schen Stel­len mit 4 km/h hin­ter mir her­ge­zu­ckelt und haben teils noch freund­lich gewun­ken. Die Welt ist manch­mal bes­ser als sie beim Lesen von allem mög­li­chen erscheint 😊

Jetzt bin ich also in Slo­we­ni­en, schö­ne Ber­ge sind zu sehen, ers­ter Ein­druck … alles biss­chen ver­ratz­ter als in Kärn­ten. Das gefällt mir 🙂

Die Abfahrt nach Kran­js­ka Gora war rasant, kurz und schmerz­los. Jetzt bin ich auf einem lie­be­voll gemach­ten Bio-Öko-Natur­cam­ping gelan­det. Er ist noch geschlos­sen, man darf aber cam­pen. Es gibt kal­tes Was­ser, Toi­let­ten usw. … alles kos­ten­los, der Schwa­be sagt … passt … und duscht kalt oder gar nicht 😉

Wär­mer ist es gewor­den. Kur­ze Hose, T‑Shirt. Zwei oder drei Regen­schau­er, da will ich nicht meckern.

Mor­gen ist Mon­tag, da muss ich arbei­ten. Ich wer­de mich den Vrsic-Pass hoch­ar­bei­ten, bin sehr gespannt.


Tag 4

Der Vrsic-Pass stand heu­te an. Nicht mehr und nicht weni­ger. Eine kur­ze Etap­pe, da konn­te ich mor­gens erst mal gepflegt rum­trö­deln.

Kaf­fee auf dem Cam­ping­platz und nach 2 Kilo­me­tern Super­markt-Früh­stück in Kran­js­ka-Gora. Das ist ein rich­tig hüb­sches Städt­chen vor einer tol­len Berg­ku­lis­se. Hier könn­te ich auch zwei oder drei Tage lang rum­gam­meln und den gan­zen Tag früh­stü­cken, okay, viel­leicht zwi­schen­durch Mit­tag­essen 🙂

Der Pass glänzt mit Fahr­bar­keit. Immer wie­der steil aber mach­bar. Dazu wun­der­schön aber sehr gefähr­lich. Nach fast jeder Keh­re fällst Du vor lau­ter “oooohhhh”, “wow”, “herr­lich” fast vom Rad. Ich jeden­falls. Recht wenig Ver­kehr. Ca. 25 Keh­ren hoch und eine der schöns­ten Abfahr­ten über ca. 25 Keh­ren run­ter.

Auf der Hälf­te des Anstiegs ein Restau­rant. Dar­an und an dem Hirsch­gu­lasch bin ich nicht vor­bei­ge­kom­men. Genuss-Kalo­rien. Da steh ich drauf. Ist ja nichts neu­es. Ich hab mal gele­sen, das Rad sei dazu da um von essen zu essen zu fah­ren. Da ist was dran! 💕

Die Abfahrt führ­te mich ins welt­be­rühm­te Soca-Tal. Ja, das ist so wun­der­bar wie erträumt. Ein leich­tes Gewit­ter hat mich gestreift. Fet­te Regen­trop­fen bei Son­nen­schein. Herr­lich erfri­schend.

Der vor­ab aus­ge­kuck­te Cam­ping­platz erweist sich als sehr sehr schnu­cke­lig. Über­dach­te Aus­sen­kü­che, Super gepfleg­te Bade­zim­mer mit Dusche, WC und Wasch­be­cken, Hüb­scher als bei mir zu Hau­se 😉 Da flutscht der Hirsch oder das Zeug von ges­tern. Wahr­schein­lich wollt ihr das nicht so genau wis­sen 🙂

Die Bei­ne sind nach den eher gemüt­li­chen Etap­pen immer noch nicht so rich­tig fit. Wahr­schein­lich bleib ich mor­gen hier und geh ein biss­chen wan­dern, lass die See­le bau­meln. Als nächs­tes steht näm­lich der Man­g­art-Sat­tel an, eine (für mei­ne Ver­hält­nis­se) rich­tig lan­ge Berg­etap­pe. Da hab ich Stand heu­te mor­gen kei­nen Bock drauf.

Tschul­di­gung, dass es jeden Tag so toll ist, ich kann fast nichts dafür 😉


Tag 5

Nach dem Früh­stück und Schwätz­le hier, Schwätz­le da war Wäsche waschen dran. 90% Regen­wahr­schein­lich­keit. Ich nehm die 10%, ich Glücks­pilz. Oder Opti­mist. Ab auf die Wäsche­lei­ne mit dem nas­sen Zeug.

Klei­ne Wan­de­rung. Bei­ne scho­nen. Das klei­ne Städt­chen Bovec ist 15 km weit weg. Mist, da will ich hin. Aus­ge­schont.

Das Soca-Tal ist phan­tas­tisch, vor allem bei Son­ne. Vie­le klei­ne Details. Kajak­fah­rer, die sicht­lich Spaß hat­ten. Mal rausch­te die Soca links und rechts zwit­scher­ten die Vögel, mal umge­kehrt.

Es groll­te um mich rum. 1 km vor Bovec der ers­te Schau­er. Regen­ja­cke ange­zo­gen, zum Regen­ho­se anzie­hen war ich zu faul. Nass bis auf die Unter­ho­se nach 5 Minu­ten. Cle­ver.

Die Kla­mot­ten auf der Lei­ne. Genau­so cle­ver.

In Bovec trägt der eine sein Motor­rad in den ers­ten Stock, der ande­re mau­ert sei­ne Gara­ge zu, damit das Auto nicht geklaut wird. Hof­fent­lich steht mein Fahr­rad nach­her noch da. Ich nehms vor­weg, es stand noch da.

Ein­kau­fen, Essen, Heim­weg. Ich woll­te viel­leicht den Bus neh­men. Scho­nung, ihr wisst schon …

Es gewit­ter­te die gan­ze Zeit, mal mehr, mal weni­ger Regen. Lie­ber durch den Regen wan­dern als bei Regen dumm am Cam­ping­platz rum­sit­zen.

Der Rück­weg war trüb, die Soca hat­te ihren Glanz ver­lo­ren. Trotz­dem coo­le Stim­mun­gen. Kurz vor der Dun­kel­heit war ich zurück, erst mal am tro­cke­nen Tisch Platz genom­men, mit zwei Hol­län­dern gequatscht und Tee getrun­ken, Dusche. Fer­tig.

Mor­gen soll es viel reg­nen, da macht der Man­g­art­sat­tel kei­nen Sinn. Viel­leicht mach ich wirk­lich Ruhe­tag. Oder ich roll das Soca-Tal run­ter. Oder oder.

Wollt ihr wei­te­re cle­ve­re Insi­der-Tipps? Dann lest auch mor­gen wie­der Tage­buch 🙂


Tag 6

In gut 20 Jah­ren komm ich wahr­schein­lich in das Alter, wo ich nim­mer aus dem Vol­len schöp­fen kann. Dar­auf möch­te ich vor­be­rei­tet sein. Ruhe­ta­ge muss ich üben. Ges­tern hab ich kläg­lich ver­sagt.

Heu­te der nächs­te Ver­such. Ein vol­ler Erfolg 🙂

Tol­le Gesell­schaft beim Früh­stück. Hier trei­ben sich klas­se Men­schen mit inter­es­san­ten Geschich­ten rum, Wel­ten­bumm­ler, Stu­den­ten, Aben­teu­rer. Schö­ner Aus­tausch. Da blieb ich doch gern noch einen Tag 💕

Mit­tags kam die Son­ne raus, Zeit für einen Spa­zier­gang die Soca hoch. Hab ich schon geschrie­ben, dass das hier eine phan­tas­ti­sche Gegend ist? Kris­tall­kla­res Was­ser, an allen Ecken und Enden blüht und grünt es.

Ein Stünd­chen Mit­tags­schlaf am Fluss, Abend­essen mit ein paar coo­len Rei­sen­den in einem ein­fa­chen schnu­cke­li­gen Bau­ern­hof-Restau­rant. Zur Aus­wahl stan­den zwei Gerich­te (Mitt­woch ist Ruhe­tag, die hand­ha­ben Ruhe­ta­ge glück­li­cher­wei­se ähn­lich wie ich), Gulasch und Gulasch vege­ta­risch, bei­des mit Polen­ta. Sehr über­sicht­lich und für jeden was dabei 🙂 Lecker, reich­lich und güns­tig, da lacht das Herz.

Mor­gen kauf ich vor der Abfahrt noch selbst­ge­mach­ten Schafs­kä­se. Ich bin mal wie­der im Para­dies gelan­det.

Vom Man­g­art-Sat­tel hab ich mich gedank­lich ver­ab­schie­det, Soca-Tal, Was­ser­fäl­le, Kobe­rit und eine angeb­lich sen­sa­tio­nel­le Schlucht rufen. Den Rufen wer­de ich fol­gen.

Ich freu mich drauf!


Tag 7

Wenn man eine Wei­le nim­mer rad­ge­fah­ren ist soll­te man es lang­sam ange­hen las­sen. Dann mach ich das halt mal.

Beim Früh­stück hab ich mich mal wie­der ver­quatscht, so ging es erst um 11 Uhr los. Som­mer­li­che Tem­pe­ra­tu­ren und Son­nen­schein 💕

Nach ein paar Kilo­me­tern erst mal einen Cap­puc­ci­no, der Früh­stücks­kaf­fee war ja schon raus­ge­pin­kelt. Oder raus­ge­schwitzt. Kurz vor Bovec zweigt die Stras­se Rich­tung Man­g­art­sat­tel ab. Es tob­ten inne­re Kämp­fe. Zum Glück war es schon so spät und ich fuhr wei­ter das Soca-Tal run­ter.

Zwi­schen­durch zwei klei­ne Wan­de­run­gen zu zwei Was­ser­fäl­len und ver­spä­te­ter Mit­tags­schlaf 😴

Nach­mit­tags gab es slo­we­ni­schen Döner Ita­lia­no in Koba­rid, schliess­lich ist heu­te Don­ners­tag 🙂 Wei­ter nach Tol­min und noch ein Stück­chen wei­ter zum heu­ti­gen Cam­ping­platz.

Die Land­schaft ist sanf­ter gewor­den, ab und zu noch­mal ein Blick auf schrof­fe, schnee­be­deck­te Ber­ge, ansons­ten erin­nert mich das ans All­gäu. Schnu­cke­li­ge Dör­fer, Kir­chen, Kühe. Und wie­der Blu­men, wo man auch hin­schaut.

Hier ist gar nichts los, aus­ser mir ein Pär­chen und zwei jun­ge Damen. Da wer­de ich für die heis­se Dusche nicht Schlan­ge ste­hen müs­sen.

Tol­min scheint ein hüb­sches Städt­chen zu sein, das wer­de ich mir mor­gen mal genau­er anschau­en, so wie die Schlucht, auf die bin ich sehr gespannt.


Tag 8

Slo­we­ni­en ani­miert zur Lot­ter­le­bens­füh­rung. Da bin ich doch gern dabei 🙂

Nach dem Schafs­kä­se-Früh­stück (lecker­le­cke­reram­le­ckers­ten) war wie­der Wäsche dran. Wie­der war Regen vor­her­ge­sagt. Rein sta­tis­tisch gese­hen steigt die Chan­ce bei jedem Wäsche­lei­nen­fehl­ver­such, mal die 10% Regen­un­wahr­schein­lich­keit zu erwi­schen. Daher lan­de­te die Wäsche wie­der auf der Lei­ne 🙂

Los zur Tol­min-Schlucht. Oder auch Tol­m­ins­ka Kori­ta. Da zahlt man Ein­tritt. Jun­ger Mann an der Kas­se …

“One ticket plea­se”
“nor­mal one?”
“no, cra­zy one … okay … what kind of unnor­mal tickets do you have?”
“seni­or”
”*räus­per … how old should I be to get a seni­or-ticket?”
“when you don’t work any­mo­re you are a seni­or”
“fine, I did­n’t work at all the last 8 days”
“gre­at! Here’s your seni­or-ticket 😀

Nicht­se­nio­ren hin­ter mir schmun­zel­ten. Ich schmun­zel­te. Das kann ja lus­tig wer­den in den nächs­ten Jah­ren 😊

Die Schlucht ist wun­der­schön. Als Tür­kis-Fan kam ich mal wie­der voll auf mei­ne Kos­ten. Prä­di­kat höchst emp­feh­lens­wert 💕

Immer noch Son­ne, es soll­te schon längst reg­nen …

Biss­chen das Städt­chen Tol­min ange­schaut. Nett, ich stel­le aber wie­der mal fest, dass mich Städt­chen nicht so sehr inter­es­sie­ren. Gut. Ab und zu ein Restau­rant oder ein Laden, am liebs­ten klei­ne Läden mit selbst­her­ge­stell­ten Lecke­rei­en.

Beim Essen bestel­len dach­te ich, hof­fent­lich kommt so schnell nie­mand auf die Idee, mir Senio­ren­tel­ler ser­vie­ren zu wol­len. Die heu­ti­ge Por­ti­on war aber wie­der weit davon ent­fernt 🙂

5 Minu­ten, bevor ich zurück am Cam­ping­platz war fing es an zu reg­nen. Die Wäsche konn­te ich fast tro­cken ret­ten. Geht doch!

Auch die­ser Cam­ping­platz hat was. Total ein­fach aber wie­der mit über­dach­ter Aus­sen­kü­che. Heu­te mor­gen kamen die Besit­zer vor­bei, total ent­spann­tes Vater/­Sohn-Gespann. Die berei­ten sich und den Cam­ping­platz lang­sam auf die Sai­son vor.

Ich muss mich auf die nächs­ten Tage vor­be­rei­ten. Bis jetzt hab ich kei­nen Plan. Das wer­de ich heu­te Abend ändern. Mor­gen gehts auf jeden Fall irgend­wo­hin wei­ter.

Ich kann mir gut vor­stel­len, dass das klas­se wer­den wird 😉


Tag 9

Ich hab beschlos­sen, in der Tri­g­lav-Gegend zu blei­ben, bei dem Rum­ge­tröd­le wer­de ich nicht ganz Slo­we­ni­en ken­nen­ler­nen kön­nen 😉 Das funk­tio­niert in 3 oder 4 Wochen so oder so nicht.

So ging es weh­mü­tig weg von der Soca das Baca-Tal hin­auf. Zuerst auf einer grös­se­ren Stras­se mit recht viel Ver­kehr. Pfingst­wo­chen­en­de, es füllt sich. Dann aber ein hüb­sches klei­nes Sträs­s­chen par­al­lel zur Bahn­li­nie, die am Ende durch einen Tun­nel nach Bohinj führt. Der See dort ist mein Ziel. Fahr­rad in den Zug und ab durch den Tun­nel wur­de mir gera­ten.

Mein Tun­nel­bike hab ich zu Hau­se gelas­sen und mich bewusst für das Moun­tain­bike ent­schie­den. Daher geht es natür­lich über den Berg. Nach 100 Höhen­me­tern lach­te mich mal wie­der ein Restau­rant an. Es war schon spät weil ich den gan­zen Vor­mit­tag ver­trö­delt hat­te.

15:30 Uhr Mit­tag­essen, gutes Timing, da kann ich doch mal neben­her das Bun­des­li­ga-Fina­le ver­fol­gen. Okay. Ers­te Halb­zeit hat mir gereicht. Das muss ich mir nicht geben. Da jag ich mei­nen Puls lie­ber auf den rest­li­chen 800 Höhen­me­tern in die Höhe 😉

Durch­schnitt­lich 10% Stei­gung. Die Bei­ne waren top­fit. Die ruhi­gen Tage haben ihnen gut getan. Oben auf dem Pass ein Cam­ping­platz. Cool. Hier bleib ich. Auch ohne Senio­ren­ra­batt.

Mor­gen gibts wahr­schein­lich einen Wan­der­tag, von hier aus bie­tet sich der ein oder ande­re Gip­fel an. Nicht mehr an der Soca zu sein ist gar nicht so schlimm, die Ber­ge hier gefal­len mir sau­gut 💕


Tag 10

Der Cam­ping­platz hat mich nicht so arg über­zeugt. Ein Stück Wie­se zwi­schen Hotel und Wald. Egal, auch auf einem Stück Wie­se zwi­schen Hotel und Wald schla­fe ich her­vor­ra­gend.

Mir wur­de ges­tern das Hotel-Früh­stück ans Herz gelegt. Da sag ich nicht nein. Ham­mer! Rühr­ei, Spie­gelei, gebra­te­ner Speck, Würst­chen, Brot, slo­we­ni­sche Wurst, Käse, Honig, selbst­ge­mach­te Mar­me­la­de, Müs­li­va­ria­tio­nen, Joghurt, Obst. Gebra­te­nes Gemü­se, Knö­del und noch viel mehr … dazu eine Kof­fe­in-Flat­rate + Saft-Flat­rate 💕 Wenn jetzt jemand denkt, bes­ser gehts nicht komm ich mit einem Ver­bes­se­rungs­vor­schlag ums Eck. Ich wür­de gern wan­dern gehen und danach wei­ter­früh­stü­cken ☺️

Okay, Bauch voll, Ruck­sack bleibt leer. Eine mode­ra­te Berg­wan­de­rung steht an. Sooooooo schöööööön 🙂 Der Ses­sel­lift ist noch nicht in die Som­mer­sai­son gestar­tet, dadurch war oben fast nichts los.

Eine Tour von Gip­fel­chen über Gip­fel­chen und noch ein Gip­fel­chen auf ein Gip­fel­chen. Pan­ora­ma Pan­ora­ma Pan­ora­ma. Blu­men Blu­men Blu­men. Tol­le Jah­res­zeit!

Zwei, drei schlecht gelaun­te Frau­en, die ihren Män­nern hin­terher­stap­fen. Erin­ne­run­gen. Mit mei­ner Exfrau war das anders. Sie war top­fit, sie war immer sehr glück­lich, wenn sie mich den Berg hoch abge­hängt hat. Ich war glück­lich weil sie glück­lich war. Da das Leben nicht nur aus Ich­Häng­Den­Hol­le­Den­Berg­Hoch­Ab-Glück besteht bin ich heu­te allein unter­wegs. Glück­lich bin ich trotz­dem, halt anders 💕

Ich schwei­fe ab … Zeit für Cap­puc­ci­no und eine slo­we­ni­sche Süss­spei­sen­spe­zia­li­tät, die mir die Bedie­nung auf­ge­drängt, nein, wärms­tens emp­foh­len hat. Noch mehr Glück­lich­keit 🙂

800 Höhen­me­ter Abfahrt stan­den an. Steil, kur­vig, geil. Defen­siv mit Dau­er­grin­sen im Gesicht run­ter­ge­heizt. WOW WOW WOW 🤩

Im Tal wie­der kla­res Was­ser, unend­lich vie­le unend­lich gros­se Wild­blu­men­fel­der, idyl­li­sche Dörf­chen, Blick auf die Ber­ge aus dem Erd­ge­schoss … 10 km einen Fluß hoch zum Bohinj-See. Kul­tur­schock, da ist es zuuuuu schön, da ist die Höl­le los.

Der Cam­ping­platz ist am ande­ren Ende des Sees, da ist es ruhi­ger, nur nicht auf dem Cam­ping­platz selbst. In der Sai­son möch­te ich defi­ni­tiv nicht hier sein.

Jetzt passt es aber. Hier hab ich wahr­schein­lich vie­le Mög­lich­kei­ten. Heu­te Abend wird ein Plan für mor­gen geschmie­det. Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass der all­zu übel wer­den wird 😉


Tag 11

Der Faul­pelz und der Stres­ser in mir sind gute Freun­de gewor­den 🙂

Faul­pelz … “mach Du heu­te Pro­gramm“
Stres­ser … “kann mich nicht ent­schei­den, so vie­le Ber­ge um uns rum“
Faul­pelz … “okay, lass uns um den See spa­zie­ren, ist bestimmt schön“
Stres­ser … “gut, eine Run­de ins kal­te Was­ser muss aber drin sein“
Faul­pelz … “Deal”

Was soll ich sagen … um den See zu spa­zie­ren klingt jetzt nicht nach High­light. Es muss aber auch nicht jeder Tag mit High­lights gespickt sein.

Ich bin gera­de in einem Rhyth­mus der mir gut gefällt. Kei­ne Höchst­leis­tun­gen. Bewe­gen. Genie­ßen. Stau­nen. Freu­en.

Die See­run­de war klas­se 💕 Ein schö­ner Wan­der­weg am Nord­ufer ent­lang. Mal wie­der tür­kis­far­bi­ges Was­ser, Blu­men ohne Ende und schö­ne Bli­cke in die Ber­ge.

Der Rück­weg am Süd­ufer ver­läuft direkt neben der Stra­ße, die ich ges­tern gera­delt bin. Ohne mich!

Ich tau­che etwas abseits in den Wald ein. Da ist sie wie­der. Die Stil­le, die ich so sehr mag. In den ein­ein­halb Stun­den im Wald hab ich kei­nen Men­schen getrof­fen, wo hier am See doch ansons­ten recht viel los ist.

Ach ja, das Was­ser war sau­kalt, die Schwimm­ein­la­ge dem­entspre­chend kurz 😉 Kurz war auch der Tag. Früh­stü­cken, klei­ne Wan­de­rung mit ver­wei­len hier, ver­wei­len da, Mit­tag­essen und schon ist er fast rum. Der Tag.

Ljublja­na liegt in Reich­wei­te. Ca. 100 Fahr­rad­ki­lo­me­ter. Auf dem Weg dort­hin läge der Ble­der See. Hier lesen ja inzwi­schen eini­ge Slo­we­ni­en-Che­cker mit. Soll­te ich Ljublja­na mal gese­hen haben wenn ich eh schon in der Nähe bin?!?


Tag 12

Früh auf­ge­wacht. Der See in neu­em Licht 🙂

Zeug gepackt, klei­nes Früh­stück, ab Rich­tung Ljublja­na.

Ich hat­te wenig Erwar­tun­gen an die Stre­cke. Erst­mal nach Bled. Teils wun­der­schö­ne Rad­we­ge aber auch mal ätzend 12 km auf einer recht viel befah­re­nen Stra­ße. Biss­chen auf und ab, mehr ab.

Durch Bled bin ich ein­fach schnell durch­ge­fah­ren. Zwei drei Fotos und tschüss. Da komm ich wahr­schein­lich noch­mal vor­bei. Heu­te hat es mich nicht gereizt.

Danach führ­te mich mei­ne Rou­te leicht abseits der Haupt­rad­rou­ten. Klit­ze­klei­ne Sträß­chen, die wahr­schein­lich noch nie einen Tou­ris­ten gese­hen haben. Klei­ne Wei­ler, hier ist die Zeit ste­hen­ge­blie­ben. Ein paar rich­tig fie­se stei­le kur­ze Anstie­ge, mal 50 Höhen­me­ter, mal 150. Nichts, mit dem ich ange­ben könn­te. Alles wie­der unglaub­lich idyl­lisch, kit­schig, abwechs­lungs­reich, wun­der­schön. Mir feh­len die Wor­te. Damit hat­te ich heu­te nicht gerech­net

18 Uhr. Hun­ge­rast. Ich hat­te heu­te wenig geges­sen. Ich war auf einem zähen Stück. Lan­ge gera­de Stras­sen mit ordent­lich Gegen­wind. Stop an einer Bar. Die hat­ten nur Toast. Mit Schin­ken und Käse. Egal, ich hab Bären­hun­ger. “Two Toasts?” … “No, four plea­se 😉

Die letz­ten 20 km gin­gen danach gut. Teils durch häss­li­che Ljublja­na-Rand­be­zir­ke, teils inter­es­san­te Archi­tek­tur, teils neben der Auto­bahn, teils durch hüb­sche Grün­an­la­gen. Nicht alles schön, sagen wir mal, eher pott­häss­lich aber total kurz­wei­lig 🙂

Den ers­ten Cam­ping­platz hab ich igno­riert, die Infos haben mir gar nicht gefal­len. Gute Idee. Der Platz 5 km wei­ter hat mich sofort über­zeugt. Fast nicht zu fin­den, wenn man aber mal da ist ist sofort klar, dass sich die Suche gelohnt hat 💕 Total ein­fach, grün gele­gen, super­sym­pa­thi­scher Betrei­ber. Wir haben erst mal eine gute Stun­de lang geschwätzt. Über Gott und die Welt. Ich muss­te mich los­reis­sen um das Zelt noch im Hel­len auf­zu­bau­en.

Ich bin sehr gespannt auf mor­gen, unter­wegs wur­de mir auch von ein paar Slo­we­nen bzw. Slo­we­nin­nen Ljublja­na unglaub­lich schmack­haft gemacht. Allein der Weg hier­her war schon einen Besuch wert.


Tag 13

Ich steh irgend­wann auf, es reg­net. Wäsche waschen, einer jun­gen Bri­tin beim packen Ihres Rads zuschau­en, sie ist auf dem Weg nach Grie­chen­land, Hut ab! Biss­chen nicht unbe­dingt erfol­der­li­che Remo­te-Arbeit weil zufrie­de­ne Kun­den die bes­ten Kun­den sind.

Mit­tags hört es auf zu reg­nen. Ich mach mich auf den Weg in die Stadt. Ljublja­na. Fast ohne Gepäck. Zwei drei Kilo Basics blei­ben dran damit ich nicht abhe­be. Mann, fährt sich das leicht. Ein Hoch­ge­nuss 🙂

Es ist ein biss­chen wie nach Stutt­gart rein­fah­ren. Nur flach und auf Rad­we­gen. Das ist cool. In der erst­bes­ten Gas­se der Fuss­gän­ger­zo­ne ein Café, es ertönt Bob Mar­ley, mich grinst ein dazu pas­sen­der Typ an. Der Chef. Ich bleib hän­gen, auf zwei Cap­puc­ci­no. Zwei Stun­den lang. Beob­ach­te Men­schen. Gegen­über ein Laden, in dem eine Frau Regen­schir­me ver­kauft. Kein Mensch will einen Regen­schirm kau­fen. Als auch noch die Son­ne raus­kam mach­te sie den Laden zu.

Der Chef, Jay­den aus Puer­to Rico lässt Bob Mar­ley rauf und run­ter­lau­fen. Ich hab die Schwin­gung in der ers­ten Sekun­de auf­ge­nom­men. Wir gucken uns an und grin­sen. Wir müs­sen kein Wort reden. Wir sind auf der sel­ben Wel­le unter­wegs. Wir reden trotz­dem vie­le Wor­te, schliess­lich möch­te ich ja wis­sen, wo er her­kommt usw.

Er könn­te auch völ­lig authen­tisch im Can­na­bis-Laden ein paar Ecken wei­ter arbei­ten 😉

Rad­fah­rer und eScoo­ter rol­len durch die Fuss­gän­ger­zo­ne. Kein Pro­blem. Mach das mal in Stutt­gart auf der Königstras­se. Da wirst Du ent­we­der ver­haf­tet oder von irgend­ei­nem Typen dümmst ange­macht. Isch ja au ver­bod­dä in Schduagert. War­um klappt das hier? Wol­len sich die Men­schen weni­ger auf­re­gen? Ich glau­be schon.

Ich könn­te den gan­zen Tag cap­puc­ci­not­rin­kend sit­zen­blei­ben. Die Burg war­tet. Ich spa­zier erst mal kreuz und quer durch die nicht all­zu­kle­i­ne Alt­stadt. Vie­le geschichts­träch­ti­ge Bau­wer­ke, wun­der­schön ange­leg­te Pro­me­na­den. Läden ohne Chi­na-Tou­ri-Mas­sen­wa­re. Klas­se. Ich bin begeis­tert. Von einer Stadt.

Ich fas­se mich mal kür­zer, ihr wollt ja auch irgend­wann ins Bett. Burg­be­sich­ti­gung, toll. Muse­en für die mir die Zeit und Muße fehl­te, Auf einer Trep­pe zu einer Aus­sichts­platt­form eine japa­ni­sche Rei­se­grup­pe vor mir. Stau. Oben eine Sel­fie-Orgie. Ich kann da zum Glück nicht mit­ma­chen weil mein Gesicht mei­nen Ansprü­chen an ein gutes Foto nicht genügt. Spaß.

Abend­essen, zu guter Letzt auf dem Rück­weg zum Cam­ping­platz noch in ein Mega-Shop­ping-Cen­ter. Ich brauch­te einen Opti­ker. Danach schnell wie­der raus.

Zurück. Fer­tig. Ich dan­ke allen, die mir gera­ten haben, Ljublja­na zu besu­chen 💕 Ich könn­te noch einen Tag hier blei­ben. Mal sehen wie ich das mor­gen früh sehe 😉


Tag 14

Ich wache vor dem Wecker auf. Die Ent­schei­dung fällt sofort. Zusam­men­pa­cken, früh­stü­cken, Abfahrt Rich­tung Bled.

12 km durch den Speck­gür­tel von Ljublja­na. Wie gehabt, nicht immer schön. Heu­te woll­te ich dem West-Loop fol­gen. Eine Moun­tain­bike­run­de durch Tei­le Slo­we­ni­ens.

2000 Höhen­me­ter bis Bled. Das kann ja hei­ter wer­den. Es ging sofort zur Sache. Steils­te Anstie­ge, Trails, ziem­lich viel für mich nicht fahr­ba­rer Anteil. Weder berg­auf noch berg­ab. Ab und zu ein Stück spa­ßig fahr­ba­rer Trail. Für 20 km brauch­te ich unterm Strich 4 Stun­den. Da waren nur 500 Höhen­me­ter drin. Aber was für wel­che.

Zwi­schen­ziel Skof­ja Loka. Ich brauch­te drin­gend ein Restau­rant mit Döne­r­er­satz­ge­nuss­mit­teln. Schliess­lich ist heu­te Don­ners­tag. Mein Kör­per schrie nach Kalo­rien. Gefun­den. Lecke­rer Njam­bur­ger usw. Das vol­le Pro­gramm. Ich war fer­tig, mir waren mehr­fach die Ober­schen­kel geplatzt.

Umpla­nung. Bis Bled schaf­fe ich es heu­te nim­mer. Weg vom West-Loop. Bis zum nächs­ten Cam­ping­platz 34 km mit 900 Höhen­me­tern. Au Weia. Nix Bob Mar­ley. Eher Blood Sweat & Tears, spin­ning wheel.

Erst mal 12 km sanft ein Fluss­tal hoch auf einer ätzen­den Stra­ße. Nach 10 km seh ich rechts am Hang eine Holz­la­ger­hüt­te. Ich schau sie mir an. Ein per­fek­ter Platz für die Nacht. Ich hab kei­nen Bock mehr. Mich jagt ja nie­mand.

18 Uhr … was mach ich hier bis es dun­kel wird? Die Stras­se ist laut. Der Schweiss klebt. Ich hab Bock auf eine heis­se Dusche. Bin unent­spannt. Kann in dem Zustand den Moment und die­sen wun­der­ba­ren Schlaf­platz nicht genie­ßen. Kann mich mit der schlech­ten Lau­ne nicht anfreun­den. Soll nicht ansatz­wei­se erfüllt. Eigent­lich Quatsch aber ich komm da nicht raus.

Die Bei­ne sind noch oder wie­der okay. Es ist der Kopf, der streikt.

Reset. Abends lauf ich doch gern zu Hoch­form auf. Zwei bis drei Stun­den noch, ganz ent­spannt. Wei­ter gings. Nach den rest­li­chen 2 km ätzen­der Stras­se rechts ab, eins die­ser Mini­sträs­s­chen mit 10 bis 15% Stei­gung, ohne Ver­kehr. Ich komm in einen Rhyth­mus. Es läuft wie­der. Lang­sam eben. Es ist wun­der­schön.

Kir­chen, Blu­men, Ber­ge, den gan­zen Tag schon. Ohne Ende. Wun­der­bar. Am Schluss wie­der eine der geils­ten Abfahr­ten mit unzäh­li­gen Ser­pen­ti­nen. Da ist es wie­der. Das Grin­sen. Im Herz und im Gesicht. Über­all. Es geht so ein­fach und doch manch­mal so schwer 💕

Da ist er, der Cam­ping­platz. Da ist sie, die Zufrie­den­heit. Hart erkämpft. Trotz­dem auch genos­sen. Ende gut, alles gut 😃


Tag 15

Ges­tern brann­te ein Lager­feu­er, bis tief in die Nacht rein sas­sen ein paar Gäs­te dort rum, z.B. Rafa­el, ein bra­si­lia­ni­scher Wel­ten­bumm­ler, der den Som­mer in Slo­we­ni­en ver­brin­gen möch­te. Vie­le Geschich­ten. Es wur­de spät 😴

Ich war wie­der vor dem Wecker wach, bin früh auf­ge­stan­den. Plan machen fiel mir schwer. Früh­stück, Kaf­fee, Plan A, B, C …

Ich rasie­re mich. Das ers­te mal seit über zwei Wochen. Das dau­ert ewig. Mich schaut ein Typ aus dem Spie­gel an. Der kommt mir bekannt vor 🙂 Das Expe­ri­ment weis­ser Bart ist irgend­wie geschei­tert.

Zwei­tes klei­nes Früh­stück in der Chill­zo­ne. Die gan­zen Ein­drü­cke der letz­ten Tage müs­sen sacken. Ich brauch heu­te Aus­zeit. Plan A gestri­chen, Plan B gestri­chen, Plan C gestri­chen. Ich wer­de 12 km an den Ble­der See radeln und der Ecke eine Chan­ce geben.

12 km, da kann man zwi­schen­durch schon mal auf eine haus­ge­mach­te Limo­na­de bei tol­lem Ambi­en­te hän­gen blei­ben. Oder zwei.

Herr­li­ches Wet­ter, es ist rich­tig warm, die Son­ne scheint. Vom Him­mel und aus dem Her­zen 💕

Ich bin früh am Cam­ping­platz. Wer­de von einem beun­ru­hi­gen­den Schild emp­fan­gen, der Cam­ping­platz sei aus­ge­bucht. Wo ich mich doch gera­de mit dem See ange­freun­det hat­te. Fra­gen kos­tet nichts. Für Rad­fah­rer gibt es auf der Zelt­wie­se noch Platz.

Ich rol­le gefühlt einen Kilo­me­ter bis zur Zelt­wie­se, fra­ge mich, ob es wohl Rad­schnell­we­ge zur Toi­let­te gibt. Baue mein Zelt auf, setz mich in den Schat­ten. Es ist recht leer auf der Zelt­wie­se.

Nach und nach tru­deln Rad­rei­sen­de ein. Mal wie­der inter­es­sant, deren Rou­ti­nen zu beob­ach­ten. Viel will ich dabei gar nicht ler­nen, mei­ne Rou­ti­ne passt für mich.

Ab an den See, schwim­men. Hier schwim­men vie­le. Das Was­ser ist recht ange­nehm. Ich schät­ze, 5 Grad wär­mer als im letz­ten See. Ein Gewit­ter zieht auf, Es leert sich. Zeit für einen Cap­puc­ci­no unter einem gros­sen Schirm mit See­blick 🙂

Ab ins Zelt, spä­ter Mit­tags­schlaf. Jetzt hab ich mich in Scha­le gewor­fen. Frisch gewa­sche­ne kur­ze Hose, frisch gewa­sche­nes Meri­no-Shirt, frisch gewa­sche­ne Socken, frisch gewa­sche­nes OMM-Shirt. Damit wer­de ich mich ins Nacht­le­ben stür­zen. In Bled auf der ande­ren Sei­te des Sees 😉

Nicht viel pas­siert heu­te und doch war das ein guter Tag. Fer­tig.


Tag 16

7 Uhr. Der Wecker klin­gelt. Es reg­net. 8 Uhr. Es reg­net. 9 Uhr. Es reg­net. 10 Uhr. Es reg­net nicht.

Ich ver­zich­te auf selbst­ge­mach­ten Kaf­fee, packe in Rekord­zeit mein Zelt und den Kram ans Rad und star­te. Rich­tung Kaf­fee. Nicht am See, da ist er dop­pelt so teu­er wie sonst­wo in Slo­we­ni­en. 2 km wei­ter trin­ke ich lie­ber dop­pelt so viel Kaf­fee. Schwa­be halt.

Im Halb­schlaf hat­te ich Ideen gesam­melt. Ans Meer bei Tri­est. Oder über Kärn­ten, Ost­ti­rol, Süd­ti­rol, Tim­mels­joch Rich­tung Hei­mat …

Bei dop­pelt so viel Kaf­fee hab ich Zeit für einen Plan. Den brauch ich drin­gend. Erst mal das Radov­na-Tal hoch, das ist klar.

Wet­ter­pro­gno­sen sehen hier und in erreich­ba­ren Gegen­den für die nächs­ten Tage nicht so gut aus. Es ist 10 Grad käl­ter gewor­den. Wech­sel­haf­tes Wet­ter mit Regen und Gewit­tern. Ost­ti­rol und Süd­ti­rol sind raus. Zu weit, ich käme in Zeit­stress. Meer ist auch raus. Dort hät­te ich gern Son­ne und 30°C, wie sich das eben so gehört, im Süden am Meer. Nein. Mich reizt der Weg dort­hin nicht 🤔

Über die Kara­wan­ken Rich­tung Kla­gen­furt klingt gut. “mapy cz”, mei­ne Schnell­pla­nungs­app zeigt eine Rou­te mit 55 km an. Was? So nah? Okay … steils­ter Wan­der­weg, eine gars­ti­ge “Arsch­loch­etap­pe”, übler als das kras­se Stück­chen West Loop vor­ges­tern könn­te das wer­den. Man weiß es nicht. Ich hab Bock drauf. Ich hab wie­der Kapa­zi­tä­ten frei für Aben­teu­er, Qua­len, Freu­den 😀

Erst mal den Umweg übers Radov­na-Tal. Es rollt leicht berg­auf mühe­los. Es macht Spass, es ist wie­der herr­lich. So ein wun­der­ba­res Tal! Lieb­lich. Saf­tig grün. Tief­hän­gen­de Wol­ken, ab und zu Regen. Ein Gast­haus mit ehr­li­chen frisch zube­rei­te­ten Spei­sen. Ganz anders als ges­tern die Tou­ris­ten-Mas­sen­wa­re am Ble­der See, auf die ich auf Kos­ten mei­ner Schafs­kä­se-Res­te ver­zich­tet hab. Jetzt und hier. Einer der bes­ten Schwei­ne­bra­ten, die ich je geges­sen hab. Omas Scho­ko-Nuss-Kuchen, ein Traum 💕

Am Ende des Radov­na-Tals ein Schild, 18%. Harm­lo­se 18% oder ich bin heu­te gut drauf. Ich hal­te es für mög­lich. Belohnt werd ich mit einer Abfahrt ins Save-Tal. Ich bie­ge ab Rich­tung Jese­nice. Den Kreis um den Tri­g­lav hab ich fast geschlos­sen, ich muss ihn nicht schlies­sen und kann Kran­js­ka-Gora links lie­gen las­sen.

Kurz hin­ter Jese­nice errei­che ich mei­nen heu­ti­gen Cam­ping­platz. Die Son­ne kommt raus, ein schö­ner Abend nach einem run­den Tag 🙂

Schön, wie­der einen Plan zu haben, es glitt lang­sam Rich­tung sinn­lo­se Rum­gam­me­lei. Was ja auch schön ist. Aber … 😉


Tag 17

Sel­be Tak­tik wie ges­tern, auf­ste­hen, schnell packen, früh los. Ab Mit­tag war Regen und Gewit­ter ange­sagt, das muss ich mir oben in den Kara­wan­ken ja nicht unbe­dingt antun. Soweit die Idee dahin­ter.

Schnel­ler Kaf­fee in einer Bar, da gab es aber lei­der nichts zu essen. Wei­ter. Ah, ein Bäcker … schnell über die Stras­se … gegen­über kas­siert ein Poli­zist einen Was­weis­sich­sün­der ab, Rennt zu mir. Will 120 Euro. Durch­ge­zo­ge­ne Linie über­fah­ren. Ist sehr gefähr­lich! Sagt er. Mor­gens um 8 Uhr. Nix los auf der Stra­ße! Ich bin völ­lig per­plex. Ich über­leg kurz, ob ich 200 Euro aus mei­ner Bar­geld Not­re­ser­ve opfe­re, ihm den Rest schen­ke und mich bedan­ke, dass er so ein net­ter Kerl ist. Nein. Das täte weh. Ich täu­sche Ein­sicht vor. Heu­le ein wenig rum wegen der 120 Euro und am Ende belässt er es bei einer Ver­war­nung. Der Puls war jeden­falls schon mal auf 200.

Beim Bäcker hab ich 6 süs­se Kalo­rien­bom­ben gekauft, dazu Cola und Joghurt. Zwei Tafeln Scho­ko­la­de waren noch im Ruck­sack, ich rech­ne­te heu­te damit, dass ich stim­mungs­auf­hel­len­de Mit­tel wahr­schein­lich gebrau­chen kann.

Es ging in den Berg. Typi­sches slo­we­ni­sches asphal­tier­tes Sträß­chen mit sat­ten Pro­zen­ten. Dann begann der Wan­der­weg. 2,x Kilo­me­ter, 700+ Höhen­me­ter. Klingt steil, war noch viel stei­ler. Hab ver­schie­de­ne Tech­ni­ken ent­wi­ckelt, das Rad hoch­zu­wuch­ten. Bin froh, vor ein paar Mona­ten mit Ruder­trai­ning begon­nen zu haben.

Ich mach es kurz. Es war die Höl­le. An der phy­si­schen Gren­ze. Men­tal war ich eini­ger­mas­sen gut vor­be­rei­tet, hab Ruhe bewahrt und ver­sucht, die schö­nen Sachen am Weg wahr­zu­neh­men. Wenn 4 Ver­su­che, das Rad einen Absatz hoch­zu­wuch­ten schei­ter­ten, klapp­te es halt beim fünf­ten mal. Die lang­sams­ten und här­tes­ten paar Kilo­me­ter mei­nes Lebens waren das. Glaub ich jeden­falls.

Geräu­sche hin­ter mir. Aha. Eine Schne­cke will über­ho­len. Ich mach Platz und grüs­se freund­lich. Raser will ich nicht auf­hal­ten 🙂

Stun­den­lang kämp­fe ich mich durch den Wald hoch. Es reg­net leicht. Ich hab ein biss­chen Angst vor den ange­sag­ten Gewit­tern. Die Bäu­me lich­ten sich, der Him­mel macht ein wenig auf, Fel­sen und Ber­ge zei­gen sich. Genau für sol­che Momen­te bin ich hier.

Blöd­sinn, Schwach­sinn, ein Trau­er­spiel aber geil, die­sen Weg gewählt zu haben. Irgend­wann bin ich oben. Unspekt­ku­lär ver­ab­schie­det sich Slo­we­ni­en, unspek­ta­ku­lär begrüsst mich Öster­reich. Kein Duty-Free-Shop, kein Schild. Grenz­stei­ne gäbe es bestimmt. Ich will kei­nen suchen.

Berg­ab ist ähn­lich besch.…. wie berg­auf. Geröll­hal­de run­ter, schma­le, stei­le, ver­wur­zel­te oder ver­block­te Wege. Knapp senk­recht. Ich hab Pro­ble­me, das Rad kon­trol­liert run­ter­zu­be­kom­men. Hab ich schon geschrie­ben, dass die Idee bescheu­ert war? Das hat so wenig mit Rad­fah­ren zu tun wie ein lau­ter Furz mit gutem Beneh­men.

Ich rech­ne mit ganz gemei­nem Ganz­kör­per­mus­kel­ka­ter.

Egal, irgend­wann bin ich auf der Bären­tal­stras­se. Ich darf noch eini­ge 100 Höhen­me­ter auf Asphalt töten. Am Ende spu­cken mich die Ber­ge in Feis­tritz im Rosen­tal wie­der aus.

Ich bin fer­tig, voll­kom­men erschöpft, leer, zer­stört! Zelt steht. Dusche war­tet. Bin noch unent­schlos­sen, ob ich den Tag toll fin­den soll. Spass. Hin­ter­her wars mal wie­der ein kras­ser gei­ler Scheiss, den ich halt ab und zu brau­che 💕

Heu­te fin­de ich auf die Schnel­le kei­ne Wor­te, die dem Tag auch nur annä­hernd gerecht wer­den. Die Emo­tio­nen kochen über.

Bit­te nicht nach­ma­chen!


Tag 18

Ich wache auf. Es reg­net stark. Toi­let­te … wei­ter­schla­fen … es reg­net und reg­net und reg­net. Ich bin unmo­ti­viert. Mei­nem Kör­per geht es nach dem Desas­ter ges­tern aus­ge­spro­chen gut.

11 Uhr. Ich pack mein Zeug im Stark­re­gen. Star­te Rich­tung Tur­ra­cher Höhe. Da will ich drü­ber, aber nicht heu­te. Nach ca. 60 km kommt ein Cam­ping­platz. 20 km vor der Pass­hö­he. Passt für heu­te.

Es geht an der Drau ent­lang. Lang­wei­li­ger Natur­weg, Sauige­lei. Schutz­blech­fans wären begeis­tert von ihren Schutz­ble­chen. Alles ist trüb, es reg­net, meist mit­tel bis stark. Es ist kühl. Ich geb im Zwei­fels­fall etwas Gas. Die Bei­ne sind gut, es rollt.

Der Weg biegt ab Rich­tung Kla­gen­furt. Ers­te Höhen­me­ter. Es läuft. Mir ist warm. Super­markt. Ich kauf ihn halb leer und früh­stü­cke im über­dach­ten Bereich. Ges­tern Abend war ich zu kaputt zum essen!

Ich strei­fe den Wör­ther­see, fah­re teils auf schö­nen Wegen, teils auf Rad­we­gen neben Bun­des­stra­ßen. Das gefällt mir nicht. Noch weni­ger gefal­len mir 7 km auf einer sehr stark befah­re­nen Bun­des­stra­ße. ALLE Auto­fah­rer sind rück­sichts­voll. Dan­ke!

Der ein oder ande­re Tank­stel­len- oder Bäcker-Stop mit Cap­puc­ci­no und Kuchen und so Zeug. Alle Gast­häu­ser und Rad­ler­stopps, an denen ich vor­bei­kom­me sind geschlos­sen 🙄

Ich ver­las­se die B93 und fah­re einen wun­der­schö­nen Natur­weg am Tie­bel­bach hin­auf. Am Ende noch ein 400-Höhen­me­ter-Anstieg. Gut fahr­bar, nicht zu steil. Ich lan­de auf dem ange­peil­ten Cam­ping­platz. Er sieht geschlos­sen aus. Jede Men­ge her­un­ter­ge­kom­me­ne Mobi­le-Homes. Auf der ande­ren Sei­te des Flüss­chens steht ein Haus, ein Auto davor. Ich geh über die klei­ne Brü­cke. Das Haus ist tat­säch­lich die Rezep­ti­on. Eine Hol­län­de­rin kommt raus, begrüsst mich, zeigt mir die im Kel­ler befind­li­chen Sani­tär­an­la­gen. Ein­wand­frei. Ich bin der ein­zi­ge Gast. Ich darf mich unter dem Dach mit Bän­ken und Stüh­len aus­brei­ten.

Die Dusche war heiss. Ich lie­be heis­se Duschen. Voll­tref­fer. Zwei abge­lau­fe­ne Cola hab ich auch noch geschenkt bekom­men.

Es reg­net immer noch. Ich konn­te mich im Lauf des Tages damit anfreun­den und hat­te auch wie­der Freu­de an der Land­schaft und den teil­wei­se dar­in hän­gen­den Wol­ken und Nebel­schwa­den.

Mor­gen gehts dann erst mal über die Tur­ra­cher Höhe. Ich erwar­te kein High­light. Ist eher ein prak­ti­scher Pass. Ich möch­te noch­mal über die Alpen. Ohne Bahn und Tun­nel und so was.

Ich bin tro­cken, mir ist warm. Gute Nacht 😴


Tag 19

Regen, Regen, Regen. Wie­der bau ich ruck­zuck alles ab, bring das Zeug unter das Dach und setz mich erst mal hin. Bei dem Regen will ich nicht los. Ich koche Kaf­fee und mache mir Por­ridge, stu­die­re Wet­ter­vor­her­sa­gen und Regen­ra­da­re. Sieht ein­fach nicht gut aus. Sagen wir lie­ber beschis­sen. Dau­er­re­gen. Will ich den aus­sit­zen dann sitz ich heu­te Abend noch hier.

So gehts dann gegen 11 Uhr doch los. Hilft ja nix, ich will über die Tur­ra­cher Höhe. Heu­te. 15 km leicht berg­auf bis zum Beginn des rich­ti­gen Anstiegs. Tank­stel­len­kaf­fee, Dau­nen­ja­cke aus­zie­hen, gegen­über im Laden noch mei­ne Basics ein­kau­fen. Mars, Cola, Trink­jo­ghurt, Bana­nen, Äpfel. Das muss für die über­sicht­li­chen rest­li­chen 700+ Höhen­me­ter rei­chen.

Ein Schild, 23%, klar, die 18%-Schilder sind ja so lang­sam auch lang­wei­lig, waren bestimmt mal im Son­der­an­ge­bot.

Ich schraub mich lang­sam hoch. Es läuft wie­der gut. Ich denk mir, lach­haf­te 23%, stel­le mir schon vor, den gan­zen Pass ohne Pau­se, ohne schie­ben hoch­zu­fah­ren. Über 200 Höhen­me­ter hab ich schon.

Dann seh ich sie. Die Ram­pe 😳 Ich hab die noch aus jun­gen Jah­ren in Erin­ne­rung. Ja, sie ist wirk­lich der Ham­mer. Fah­ren für mich undenk­bar. Schie­ben schwer genug. Gegen­über vor­ges­tern aber Kin­der­fa­sching. Nach einer Wei­le wird es wie­der fahr­bar.

Der Pass ist deut­lich schö­ner als ich ihn mir vor­ge­stellt hab. Was­ser don­nert neben der Stras­se ins Tal, hüb­sche Aus­bli­cke. Sehr sehr wenig Ver­kehr 💕

Oben auf der Pass­hö­he liegt die Gemein­de Tur­ra­cher Höhe. Ein Win­ter­sport-Kaff. Ziem­lich tote Hose um die­se Zeit. Ich ver­su­che kurz an einen Kaf­fee zu kom­men, drei Fehl­ver­su­che, egal, mir gefällt das Ambi­en­te da oben eh nicht gut. Auf in die Abfahrt. Mit Dau­nen­ja­cke.

So ein Spaß. Kilo­me­ter­lang geht es 900 Höhen­me­ter run­ter, erst steil und kur­vig, gute Brem­sen sind gefragt. Spä­ter ange­neh­mes Gefäl­le, Genuss­rol­len mit 30 km/h ohne brem­sen zu müs­sen. Mir kommt die Abfahrt extrem lang vor. Geil geil grins grins.

Wo ist mein Ruck­sack? Da ist Geld­beu­tel und Note­book drin?!? Oben beim Dau­nen­ja­cke anzie­hen lie­gen­las­sen?!?

Na?!? Rein­ge­fal­len?!? 😜 Ich auch! Ich dach­te wirk­lich kurz, er wär nicht auf dem Rücken, manch­mal spür ich ihn nicht, er ist so bequem 🤩

Unten im ers­ten Ort ein offe­ner Gast­hof. Ich hab zwei Tage lang nichts geschei­tes mehr geges­sen. Hmmmm … Holz­ofen­piz­za­tag. Bes­ser als nichts 😉 Lecker war sie.

Wei­ter die Mur hoch. Wun­der­wun­der­schön. Fluss, Bahn­li­nie, Rad­weg. Blu­men Blu­men Blu­men. Gute Lau­ne. Ach­ja, ich war kurz in der Stei­er­mark, jetzt bin ich im Salz­bur­ger Land. Für die Sta­tis­tik.

Mein Navi schickt mich auf einen Natur­weg direkt neben dem Bahn­gleis. Hübsch! Nach 1 km ein Tun­nel. Ich über­le­ge, ob ich durch­schie­be, lass es aber blei­ben und neh­me einen Umweg.

Eine Brü­cke. Ich seh mal wie­der einen klas­se Schlaf­platz (falls einem Was­ser­rau­schen nichts aus­macht). Ich hab aber den Cam­ping­platz 5 km wei­ter im Auge. Fah­re noch durch Tams­weg. Das ist mal ein hüb­sches Städt­chen und es ist ein wenig was los. Ich dach­te so lang­sam schon, hier sei über­all tote Hose.

Wie­der mal bin ich auf einem schö­nen Cam­ping­platz gelan­det. Zwi­schen Wald und Fluss. Klein, ruhig. Zelt steht. Ach­ja … Seit 2 Stun­den reg­net es nim­mer 💕💕💕

Fer­tig für heu­te 😊


Tag 20

Ich wache gegen 8 Uhr auf, es ist warm im Zelt. Die Son­ne scheint tat­säch­lich ☀️🤩

Ich put­ze und sor­tie­re ein wenig mein Zeug, trock­ne ein paar Sachen und mach es mir in der “Tel­ler­schau­kel” bequem. Genies­se die Son­nen­strah­len und die Wär­me. Im T‑Shirt 🙂

Die Schau­kel ist zu bequem, ich döse vor mich hin, schon wie­der ist es 11 Uhr bis ich auf dem Rad sit­ze. Halb so wild. Die hal­ben Rad­fahr­ta­ge gefal­len mir bes­tens.

Nach weni­gen Kilo­me­tern bleib ich gleich mal bei Cap­puc­ci­no und Tor­te hän­gen. Es ist ein­fach zuuuu schön alles. Das muss sich wie­der mal set­zen.

Wei­ter. Schon nach 12, ein Gast­haus mit vie­len Gäs­ten drau­ßen. Das MUSS ja gut sein. Mit­tag­essen. Oh, war das fein. Lung­au­er Knö­del­ge­heim­nis, das muss­te ich lüf­ten 😋

Nicht nur das Essen ist phan­tas­tisch, nein, das Lung­au über­zeugt mich rest­los. Lieb­lich mit viel Was­ser, der gewohn­ten Blu­men­pracht und sagen­haf­ten Bli­cken auf die Tau­ern, das begeis­tert mich 😍

Es geht sanft berg­auf. Mein Rad rat­tert und knarzt angst­ein­flös­send. Der Frei­lauf hin­ten ist hin­über. Ich schaue nach Fahr­rad­ge­schäf­ten und wer­de nicht fün­dig. Solan­ge ich tre­te ist alles okay, wenn es rollt zickt es. Heu­te steht noch eine lan­ge Abfahrt an. Mir ist unwohl. Hilft nichts, ich will wei­ter, über die Tau­ern.

Tol­le Wege, dann gehts irgend­wann auf die Katsch­berg­stra­ße. Ein Pass, ich habs so gewollt. Von der Steil­heit rela­tiv harm­los, nicht zu viel Ver­kehr. Na gut, flach ist auch die­ser Pass nicht. Ich kur­bel mich mal wie­der hoch, bestau­ne die Land­schaft, das Was­ser über­all …

Oben raus haut es mich fast um. Ich bin zutiefst beein­druckt, nein, über­wäl­tigt von der Berg­ku­lis­se. Ich wuss­te nicht, dass es hier so abar­tig schön ist. Viel­leicht ist mein Blick heu­te auch son­nen­ver­strahlt. Die ist natür­lich das i‑Tüpfelchen. Die Son­ne 💕

Oben liegt Ober­tau­ern, mal wie­der ein Ski-Dorf. Wie­der zwi­schen Win­ter- und Som­mer­sai­son. Bau­stel­le und tote Hose. Ich setz mich irgend­wo hin mit Berg­blick, fut­ter ein paar Scho­ko­rie­gel, kann mich gar nicht satt­se­hen.

Abfahrt. Ich neh­me mir vor, nicht schnel­ler als 40 km/h zu fah­ren, habe Angst vor blo­ckie­ren­dem Frei­lauf, was dann pas­siert will ich mir nicht aus­ma­len.

Die Abfahrt ist sen­sa­tio­nell. 1000 Höhen­me­ter ver­nich­ten 🤩🤩🤩 Ich ver­ges­se mei­nen Vor­satz und hei­ze run­ter. Ab und zu hal­te ich an, besin­ne mich, um 20 Sekun­den lang wie­der Vor­sicht wal­ten zu las­sen.

Ich bin high, alles geht gut, es wird flach, der Frei­lauf rat­tert vor sich hin. EIn paar Tage lang muss er noch irgend­wie durch­hal­ten. Ja, nur noch ein paar Tage. Lei­der­lei­der­lei­der­lei­der. Ich könn­te die Tour noch wochen­lang fort­set­zen.

Noch ist sie ja nicht vor­bei. Hab einen hal­ben Plan im Kopf, mal sehen, was mor­gen so kommt 🙂

Gelan­det bin ich heu­te in Rad­stadt. Auf einem Cam­ping­platz in nicht beson­ders tol­ler Lage. Das Restau­rant soll klas­se sein. Viel­leicht geh ich ja noch­mal was essen. Hun­ger hab ich kei­nen. Ach was. Ein Salat geht immer. Mit einer lecke­ren Bei­la­ge. Hirsch oder Forel­le.

Ich bin immer noch total geflas­hed von dem Tag und ziem­lich begeis­tert, wie gut die Bei­ne drauf sind. Ich muss zum Ende kom­men, letz­te Bestel­lung im Restau­rant 20:45 Uhr, davor möch­te ich noch duschen.

Und tschüss 😊


Tag 21

Wie­der scheint die Son­ne. Das Zelt steht im Schat­ten, ich dreh mich noch ein paar Mal im Halb­schlaf um. Und noch ein paar Mal. Und ein vor­letz­tes Mal. Und ein letz­tes 🙂

Gegen 10 Uhr sit­ze ich auf dem Rad. Nach einem biss­chen wun­der­schöns­ten Natur­we­gen geht es irgend­wann auf eine Bun­des­stras­se. Die jun­ge Salz­ach run­ter. Tol­les leich­tes Gefäl­le, ich fah­re 20 km lang genüss­lich ein wenig mit­tre­tend mit 30 km/h die Stras­se run­ter bis Bischofs­ho­fen, das ich links lie­gen­las­se. Ein Traum! Zwi­schen­durch mal Cap­puc­ci­no und Tor­te, so ein Tag muss schliess­lich gebüh­rend gefei­ert wer­den.

Der Frei­lauf hat sich stark gebes­sert. Mei­ne Theo­rie … da kam durch das Siff­wet­ter irgend­wo Schmod­der rein und der ist nun getrock­net und klein­ge­mah­len. Mir fällt auch noch die Furt ein, durch die ich an dem Hor­ror­tag über den Bären­sat­tel von Slo­we­ni­en nach Kärn­ten gefah­ren bin. Nor­ma­ler­wei­se DAS Erleb­nis des Tages, an dem Tag ging es unter 🤔 Die Furt war ca. einen hal­ben Meter tief durch den vie­len Regen. Ich muss­te nicht abstei­gen und war trotz­dem bis zu den Knien nass. Da lief bestimmt auch auf­ge­wühl­tes Dreck­was­ser in alle mög­li­chen nim­mer ganz dich­ten Lager rein.

Egal. Es läuft wie­der. Sowohl das Rad als auch über­haupt und so 🦵💪 Unten im Tal, wo die Salz­ach fla­cher und grös­ser wird schwen­ke ich Rich­tung Nor­den. Kon­stant gars­ti­ger Gegen­wind. Heu­te hat er kei­ne Chan­ce mich zu zer­mür­ben. eine Mischung aus schö­nen Rad­we­gen und Bun­des­stras­se, impo­san­te Ber­ge links und rechts. Pass Lueg, ein Witz, paa­rund­fünf­zig Höhen­me­ter.

Ich bin auf dem Alpe-Adria-Rad­weg. Das mer­ke ich, unzäh­li­ge Rad­fah­rer kom­men ent­ge­gen. Vie­le Renn­rad­ler über­ho­len mich, die kom­men heu­te aber bestimmt nicht von der Adria. Auch jede Men­ge eBi­ker pfei­fen vor­bei. Es sei ihnen gegönnt 👍

Das letz­te Stück an der Salz­ach ist wie­der gaaaa­anz klas­se. Abseits der Bun­des­stras­se, klei­ne Sträs­s­chen, tol­le Land­schaft. Ich bin schlecht auf das Schrei­ben des Tage­buchs vor­be­rei­tet. Ich muss mei­nen Wort­schatz erwei­tern. Immer das Glei­che. Toll, klas­se, sen­sa­tio­nell, atem­be­rau­bend.

Ich ver­suchs mal … herz­al­ler­liebster­qui­ckend­fried­lichdrein­schau­en­de Kühe glot­zen mich an. Die Sin­ne betö­ren­de Blu­men blü­hen wie­der um die Wet­te und so wei­ter und so fort …

Piz­za in Hal­lein bei einem wahn­sin­nig herz­li­chen Ita­lie­ner. Er begrüsst mich mit einer Alko­hol­fah­ne, raucht Ket­te, sieht aber mit 68 Jah­ren (hab ihn ein­fach gefragt weil ich es wis­sen woll­te) aus wie das blü­hen­de Leben. Vol­le weis­se Haa­re, so voll, wie mei­ne noch nie waren. Dazu ita­lie­nisch-öster­rei­chi­scher Slang und die­se Herz­lich­keit. Klas­se!

Ein Berglein zwi­schen dem Salz­bur­ger Land und dem Berch­tes­ga­de­ner Land stand an. So ein ganz klei­ner namen­lo­ser Mini­pass (250 Höhen­me­ter), breit wie bei uns die Wirt­schafts­we­ge aber doch ein offi­zi­el­ler Grenz­über­gang, der mit Autos gefah­ren wer­den darf. Ein klei­nes Juwel. Oben ange­kom­men begrüs­sen mich die Ber­ge des Berch­tes­ga­de­ner Lands. Die brau­chen sich mal gar nicht zu ver­ste­cken. Tun sie auch nicht. Herr­lich 🤩

Die letz­ten Kilo­me­ter zum Königs­see. Geil. Blick auf Watz­mann & Co im Abend­licht. Seit Hal­lein lie­gen Gewit­ter in der Luft, es blieb tro­cken 🙂

Cam­ping­platz. Voll, aber ich darf in einer Ecke zwi­schen Wohn­mo­bi­len noch mein Zelt auf­bau­en.

Abend­spa­zier­gang zum See. Tol­ler Tag. Wow, wow und noch­mal wow! Wer hätts gedacht 😉

Fer­tig.


Tag 22

Ein net­tes Paar aus dem Wohn­mo­bil neben­an lädt mich zum Kaf­fee und Früh­stück ein. Sie kom­men aus Gärt­rin­gen, Döner­zo­ne 4, daher bes­tens bekannt 🙂 Lecke­res und kurz­wei­li­ges Früh­stück.

Auf die paar hun­dert Meter zum Königs­see ver­zich­te ich heu­te, hab ihn ja ges­tern abge­hakt und muss da nicht noch­mal hin. Los Rich­tung Berch­tes­ga­den auf dem Boden­see-Königs­see-Rad­weg. Den bin ich ja an Ostern von Lin­dau bis ins Inn­tal gera­delt, jetzt möch­te ich den rest­li­chen Teil von hin­ten her auf­rol­len. Oder ab.

Berch­tes­ga­den ist ein schön her­aus­ge­putz­tes Städt­chen, bis dahin schö­ne Wege direkt am Fluss ent­lang. Kaf­fee­/­Ku­chen-Stopp, ist ja inzwi­schen fes­tes Pro­gramm 🙂

Bis Bad Rei­chen­hall ein eher öder Abschnitt. Viel Stra­ße oder Rad­weg direkt dane­ben. Das Städt­chen ist aber wie­der sehr schnu­cke­lig. Ich bin heu­te ein wenig trau­rig über die lang­wei­li­ger wer­den­de Land­schaft. Die Zeit der impo­san­ten Ber­ge ist vor­bei. Weh­mü­ti­ge Bli­cke zurück auf den beein­dru­cken­den Watz­mann. Mei­ne Begeis­te­rung hält sich erst mal in Gren­zen. So muss ich mich halt mit lecke­rem Gyros bei Lau­ne hal­ten. Unmo­ti­vier­tes, genervt wir­ken­des Per­so­nal. ‘tschul­di­gung, dass ich hier Gast bin. Abzug in der B‑Note. Gyros und Salat punk­ten aber mit gutem Geschmack 😋

Die Wege wer­den lang­sam schö­ner, ich bin aber nicht begeis­tert. War­um eigent­lich nicht? Schön­heit liegt ja im Auge des Betrach­ters. Sagt man.

Betrach­ter an Auge: “mach mal was”. Auge: “eye eye Sir”.

Wie­der mal hilft der Reset. Es geht ins Chiem­gau, das ist halt anders. Anders wun­der­schön. Ich sehe plötz­lich vie­le Klein­ode am Rand, freun­de mich mit der hüge­li­gen Land­schaft an, kom­me wie­der in rich­tig gute Stim­mung 💕

Ein jun­ges Mädel sitzt auf einem Rasen­mä­her und mäht eine rie­si­ge Wie­se. Hier ist die Eman­zi­pa­ti­on also auch schon ange­kom­men. Oder der Vater hat kei­nen Bock und kei­ne Söh­ne. Ich weiss es nicht.

Die Wege sind klas­se, 99% abseits von Stra­ßen. Die Son­ne scheint unge­trübt ☀️ Die See­le bau­melt vor sich hin. Es ist mal wie­der schon recht spät. Noch 10 km. Eine Grill­bu­de direkt am Weg. Lie­ge­stüh­le, sehr hübsch gemacht. Dazu chil­li­ge Musik. Da MUSS ich anhal­ten.

Ein dun­kel­häu­ti­ger Typ lacht mich an, ich sag ein­fach dun­kel­häu­ti­ger Typ ohne mich mit poli­ti­cal cor­rect­ness aus­ein­an­der­zu­set­zen. Mei­nen Respekt erfährt er so oder so. Wir kom­men ins Gespräch, er scheint mir mei­ne Begeis­te­rung anzu­se­hen und erzählt mir, dass die Bude ein Ergeb­nis des Coro­na-Lock­downs ist. Er mag sei­nen Job, das merkt man ihm an. Ich erzähl ihm, wie arg ich auf so klei­ne uner­war­te­te High­lights ste­he. Wir freu­en uns bei­de. Der Schwei­ne­hals wird frisch gegrillt, Papri­ka und Zwie­bel drauf und lecke­re Söss­chen. Das Gan­ze rein in die Sem­mel und in den Bauch ☺️

Die Bude erin­nert mich ans Klein-Krumm­bi zu Hau­se. Glei­ches Kon­zept, nur ein­fach in schö­ne­rer Lage und noch viel schö­ner auf­ge­macht. Eine Run­de chil­len und ab zum Cam­ping­platz.

2 Kilo­me­ter vor dem Ziel macht sich der Frei­lauf wie­der bemerk­bar. es lief so gut, so ruhig, alles schnurr­te vor sich hin. Jetzt rutscht er dum­mer­wei­se beim tre­ten manch­mal durch und ich tre­te ins Lee­re. Die 2 Kilo­me­ter waren kein gros­ses Pro­blem.

Ob ich mor­gen damit noch ins Inn­tal kom­me. Ich befürch­te, nein. Ist nicht so schlimm. Mor­gen Abend ist so oder so Ende. Ich bin trau­rig, freue mich aber ein klit­ze­klei­nes Biss­chen auch auf zu Hau­se. Auf den Bal­kon. Aufs Mon­tags­bü­ro. Auf den Kin­der­sport. Aufs Tisch­ten­nis spie­len. Auf die Don­ners­tag­abend­dö­ner­run­de. Auf Freun­de.

Ein klit­ze­klei­nes Biss­chen.

Ich will noch kein Fazit zie­hen. Fazit zie­hen wird mir bestimmt gro­ße Freu­de berei­ten, das heb ich mir auf 🙂

Fer­tig.


Tag 23 — Fina­le

Die Son­ne heizt das Zelt auf. Bevor der Wecker klin­gelt flüch­te ich ins Freie. 7 Uhr. Die zwei jun­gen Thü­rin­ger (nicht Rost­brat­würs­te son­dern Rad­ler) sind schon weg. Sachen gibts 🤔

War­um erzähl ich das? Weil ich es lus­tig fin­de. Sonst ist näm­lich erst mal nichts lus­tig. Gar nichts.

2 km wei­ter in den Zug set­zen und das wars dann? Ein unwür­di­ger Abschluss die­ser gran­dio­sen Tour. Sie begann mit einem Pau­ken­schlag. Sie muss nicht mit einem Pau­ken­schlag enden. Aber auch nicht so trist. Irgend­ein Ziel brauch ich noch!

Ich radel zur Tank­stel­le. Kaf­fee und Snacks. Das Rad zickt arg. Ca. 25 km bis zum Chiem­see. Sieht sehr flach aus. Das muss gehen. Der Chiem­see ist jetzt das Ziel. Ein mal schwim­men. Die Lau­ne wird bes­ser 💕 Die Idee scheint ganz gut zu sein.

Ohne Druck auf den Peda­len komm ich gut vor­wärts. Die Land­schaft inter­es­siert mich nicht. Ich bin völ­lig in Gedan­ken ver­sun­ken. Ver­ar­bei­te alles mög­li­che.

Einen Käse­keks und Cap­puc­ci­no. Wei­ter. Ich freu mich immer mehr auf den Chiem­see. Die Rei­se wird abge­run­det enden. Auf ein­mal bin ich mir sicher. Glücks­ge­füh­le kom­men hoch. Ich stos­se auf den See, gleich hier kann ich schwim­men. 🤩

Ich sprin­ge mit Kla­mot­ten ins Was­ser, so sind sie für die Zug­fahrt gleich ein wenig frisch. Ich hab Zeit, sie in der Son­ne am Kör­per trock­nen zu las­sen. Es ist völ­lig egal, ob ich 14:06, 15:06, 16:06, 17:06 oder gar erst 18:06 Uhr in den Zug stei­ge.

Ich sit­ze auf einer Bank, bin glück­lich. Schi­cke einer Freun­din eine Ant­wort auf eine Fra­ge per Sprach­nach­richt. Danach erzäh­le ich, dass ich gera­de im Chiem­see mei­ne Tour been­det habe. Im ers­ten Satz bre­che ich in Trä­nen aus, wür­ge noch einen Satz raus. Ende. Glücks­trä­nen. Ich lass sie lau­fen. Glücks­ge­füh­le über­ren­nen mich. Ich weiß nicht wohin damit 💕 Was für ein Abschluss! Genau so! Ich sitz im Zug und heu­le beim schrei­ben 😊

Das waren mehr als drei Wochen Höhen­flug mit Tur­bu­len­zen. Über­wäl­ti­gend. Ich muss halb­wegs kon­trol­liert lan­den. Das wird die letz­te Auf­ga­be der Tour sein. Kei­ne ein­fa­che.

Ich kann mich nach 3 Wochen noch lei­den, das Mind­set hat bril­liert, der Kör­per war gut drauf, das Rad hat­te mit dem Defekt ein gutes Timing. Nach 16 Jah­ren darf auch mal was kaputt gehen!

Falls ihr es noch nicht gemerkt habt und es wis­sen wollt sage ich es halt. Ich bin high 😍

Dan­ke fürs ver­fol­gen der Tour 💕

Punkt. Aus. Ende.


Fazit

24 Tage war ich incl. An- und Abrei­se unter­wegs. Radelnd und wan­dernd kamen 1.100 km mit 18.000 Höhen­me­tern zusam­men.

Sooooo wenig Kilo­me­ter wür­de ich nor­ma­ler­wei­se den­ken 😉 Völ­lig egal! Jeder Meter hat­te es in sich. Erleb­nis­se, Emo­tio­nen, Men­schen, Natur. Vie­les wird unver­gess­lich blei­ben.

Ein paar Beden­ken hat­te ich, wie es sein wird, über drei Wochen lang allein unter­wegs zu sein. Die Beden­ken lös­ten sich in Luft auf. Es war klas­se, Ent­schei­dun­gen und Fehl­ent­schei­dun­gen allein getrof­fen zu haben. Ohne Rück­sicht auf Emp­find­lich­kei­ten und Befind­lich­kei­ten ande­rer mei­ne eige­nen Emp­fin­dun­gen der­ma­ßen inten­siv wahr­zu­neh­men und steu­ern zu kön­nen, sämt­li­chen Gelüs­ten nach­ge­hen zu kön­nen, fest­zu­stel­len, wie ein­fach Ansät­ze schlech­ter Lau­ne in aller­bes­te Lau­ne wan­del­bar war, das hat­te gro­ßen Anteil dar­an, dass die Tour gefühlt so gran­di­os wur­de 💕

Okay … die letzt­jäh­ri­ge Nord­kap­tour gemein­sam mit tol­len Men­schen war höchst­wahr­schein­lich genau­so gran­di­os 🙂

Am Ende wur­de aus der Slo­we­ni­en-Tour ja fast mehr eine öster­rei­chi­sche Alpen­tour, die Idee, vor dem schlech­ten Wet­ter zu flie­hen war auf jeden Fall gut und die öst­li­chen Alpen, die ich nicht so gut ken­ne haben mir bes­tens gefal­len.

Ich bin ja ein wenig ein Aus­rüs­tungs- und Leicht­ge­wichts-Freak. Ich war mit Gepäck für 4 Jah­res­zei­ten unter­wegs, da kam schon eini­ges zusam­men. Hin­tenraus hab ich gemerkt, dass ich mich nach und nach an das Gewicht gewöhnt hat­te. Von daher wür­de ich sagen, dass „ultra­leicht“ gern über­be­wer­tet wird 😉 Vor allem von mir. Klar, ich hab mich auch an mei­nem funk­tio­nie­ren­den Zeug erfreut und ein 25-Kilo-Rad incl. Gepäck macht wahr­schein­lich manch­mal mehr Spaß als ein klap­pern­der 50-Kilo-Boli­de, ent­schei­dend ist es aber sicher­lich nicht 😃

Immer wie­der mal muss­te ich an hier gestell­te Fra­gen den­ken, zu denen ich auch ger­ne mei­nen Senf dazu­ge­be … wel­ches Rad, wel­che Taschen, wel­che Unter­ho­se muss ich kau­fen, um eine tol­le Tour fah­ren zu kön­nen. Scheiss­egal. Wahr­schein­lich hät­te ich mit einem klapp­ri­gen Klapp­rad mit zwei Anhän­gern hin­ten dran auch viel Spass gehabt. Der Blöd­sinn über den Bären­sat­tel ersetz­te ca. fünf­und­zwan­zig­tau­send an Bahn­hö­fen nicht vor­han­de­ne oder nicht funk­tio­nie­ren­de Auf­zü­ge. Auch in die­ser Hin­sicht kam ich also auf mei­ne Kos­ten 😊 Wahr­schein­lich geht es mir mit sol­chen Hür­den gut, weil ich mir die selbst in den Weg lege und nicht jemand anders oder die Bahn, auf die ich schimp­fen könn­te. Ich schimpf dann halt gedank­lich kurz mit mir und dann ist es auch wie­der gut. Hin­ter­her sind gemeis­ter­te Hür­den eh die High­lights 🤩

Die Mischung aus Extrem­ge­nuss, Extrem­an­stren­gung, Regen­trüb­sal, Son­nen­brand, frie­ren, schwit­zen und auch alles im Kom­fort­be­reich dazwi­schen war ein­fach per­fekt.

Ich bin noch nicht wie­der vom Höhen­flug gelan­det und wün­sche jedem, dass er sich die Welt ein biss­chen so macht, wie sie ihm gefällt. Oder ihr 😉


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