Team Challenge Roth 2006

Wir habens hin­ter uns, Schwim­me­rin Ines, Läu­fer Udo und ich. 3 Hel­den, die die Welt nicht braucht

Roth ist eine Rei­se wert, es war von Frei­tag mit­tag bis heu­te nach­mit­tag ein Wahn­sinns­er­leb­nis. Wir nann­ten uns “uns war grad lang­wei­lig”, was aber dort kei­ne ein­zi­ge Sekun­de so war. Theo­re­tisch hat­ten wir ja eine Men­ge Zeit für alles Mög­li­che, ich woll­te mal im Roth­see baden gehen oder Sams­tag ein Mit­tags­schläf­chen hal­ten, nix, stän­dig war irgend­was zu tun oder wir sas­sen bei Kaf­fee und Kuchen oder Sau­er­bra­ten und so Zeug mit was­weis­sich­we­mal­les zusam­men.

Die Geschich­te fing ja schon mal sagen­haft an, Ines kam fast pünkt­lich in Heu­berg auf der Zelt­wie­se an, so dass wir schnell nach Roth radeln und die kom­plet­te 2. Halb­zeit und den super­span­nen­den Rest des Spiels Deutsch­land-Argen­ti­ni­en im Sta­di­on auf einer Gross­lein­wand anschau­en konn­ten.

Danach tra­fen wir Udo, hol­ten die Start­un­ter­la­gen, gin­gen zur Pas­ta­par­ty. Da gabs alles: Pas­ta, Fleisch­kä­se, Kar­tof­fel­sa­lat, Kuchen, Sala­te, Cola, Bier, Was­ser, Kaf­fee …

Als wir satt waren wars dun­kel, so brauch­ten wir für den Heim­weg mit dem Rad ohne Licht ein­ein­halb Stun­den, anstatt Haupt­stras­se knap­pe 10 km zu fah­ren irr­ten wir 20 km durch den Wald.

Egal, auch nachts gegen 1 Uhr sas­sen beim Gast­hof an der Zelt­wie­se noch jede Men­ge auf­ge­reg­te Tri­ath­le­ten, irgend­wann gings dann auch in den Schlaf­sack.

Sams­tag 10 Uhr Früh­stück, letz­te Aus­rüs­tung auf der Tri­ath­lon­mes­se gekauft, biss­chen das Fahr­rad kaput­t­op­ti­miert, wie­der in den Ursprungs­zu­stand ver­setzt, dann Fahr­rad-Che­ckIn. Für die Renn­be­spre­chung um 18 Uhr wars dann schon zu spät.

Haben wir halt alles unter uns bespro­chen und erfah­re­ne Tri­ath­le­ten nach wich­ti­gen Regeln und wis­sens­wer­ten Sachen gefragt. 0 Uhr in die Fal­le, 5 Uhr klin­gel­te der Wecker.

Duschen, Früh­stück, Eli­te­schwimm­start anschau­en, Gän­se­haut, es war die Höl­le los mor­gens um 6 Uhr, ein­fach ein Rie­sen­event, nach und nach gin­gen die ver­schie­de­nen Start­grup­pen auf die Schwimm­stre­cke.

Nach­dem die Top-Schwim­mer aus dem Was­ser sind noch­mal zum Zelt­platz, abka­cken, Hin­tern ein­fet­ten, letz­te wich­ti­ge Sachen ein­ge­packt, das mit­ge­brach­te Grou­pie­fahr­rad an einem mar­kan­ten Punkt abge­stellt und zur Wech­sel­zo­ne gelau­fen.

Ines ging ins Ren­nen, ich hat­te noch min­des­tens 1 Stun­de Zeit. Lieb­lings­grou­pie rief an, wo sie das Fahr­rad fin­det, schnell gefun­den und schon stand sie am Start, hab mich erst mal tie­risch gefreut, dass die 3 Lauf­treff­ler noch recht­zei­tig zum Start da waren.

Bin dann in die Wech­sel­zo­ne zurück, noch 30 bis 40 Minu­ten. Peng­pffffffffffff… 3 Räder neben mei­nem ein geplatz­ter Rei­fen, ein­fach so bei einem ste­hen­den Rad. Num­mer des Rads aus­ge­ru­fen, der Kol­le­ge kam ange­rannt, hat schnell den Schlauch gewech­selt.

Alle ca. 2 Minu­ten hab ich kon­trol­liert, ob in mei­nen Rei­fen noch Luft ist, was soll­te ich auch sonst tun.

War­ten .… nach 1:30 kam Ines ange­rannt, kurz gra­tu­liert, Trans­pon­der vom Bein geris­sen, fest­ge­macht und schie­bend bis zur Zeit­nah­me­mat­te.

Jetzt gings also los. Ist schon unglaub­lich, mit wie­viel Auf­wand die Stras­sen abge­sperrt sind, wie­vie­le Git­ter, Bän­der, weis­se Pfos­ten da rum­ste­hen und wie­vie­le Zuschau­er von Anfang an an der Stre­cke ste­hen. Ich war sofort drin im Ren­nen. Gän­se­haut, Tem­po, Schweiss. Da 1:30 als Schwimm­zeit nicht gera­de top ist aber nicht weit vom Mit­tel­feld weg war das ide­al für mich, von hin­ten konn­ten nicht vie­le kom­men und vor mir fuh­ren jede Men­ge Opfer.

So ging das kon­ti­nu­ier­li­che Ein­sam­meln vor mir radeln­der Staf­fel­star­ter also los. Wie befürch­tet war ich auf der Ebe­ne Mit­tel­mass bis schlecht, berg­auf phan­tas­tisch. Nach ca. 20 km zwick­ten schon die Waden. Biss­chen sehr sehr sehr früh. In der Aero­po­si­ti­on konn­te ich erst mal gar nicht fah­ren, da zwick­te näm­lich alles. Nach dem ers­ten nen­nens­wer­ten Berg, den ich ohne Rück­sicht auf Ver­lus­te hoch bin gings lang­sam bes­ser, nach ca. 60 km war ich ein­ge­rollt, der Schnitt lag bei ca. 31 km/h. Der Wind blies aus einer unge­wöhn­li­chen Rich­tung für die­se Gegend, anders als vor 5 Wochen, als ich die Stre­cke mal getes­tet hab. In der ers­ten Run­de war er aber noch erträg­lich. Der lan­ge Berg in Gre­ding war klas­se, nach ca. 70 km kam er dann, der legen­dä­re Sola­rer Berg.

Es ist wirk­lich unglaub­lich, was dort gebo­ten ist. die Zuschau­er las­sen eine enge Gas­se frei wie bei den Berg­wer­tun­gen der Tour de Dope. Gedopt war ich natür­lich auch, mit Gels, Rie­geln und was weiss ich, was mir die spa­ni­schen Hel­fer an den Ver­pfle­gungs­stel­len sonst noch so in die Trink­fla­schen gefüllt hat­ten.

Nach der ers­ten Run­de zeig­te der Tacho einen Schnitt von biss­chen über 31 km/h an und ich fühl­te mich sehr gut, rech­ne­te mit einer schnel­le­ren zwei­ten Run­de.

Es lief ordent­lich wei­ter, irgend­wann schmerz­ten die Fus­soh­len fürch­ter­lich, was mich aber nicht wei­ter behin­dert hat. Irgend­wann schmerz­te noch ver­schie­de­nes mehr, weiss nim­mer, lau­ter Zip­per­lein, die kom­men, wenn man 6 Stun­den Höchst­leis­tung ver­sucht.

Auf dem ca. 15 km lan­gen lang­wei­li­gen recht fla­chen Teil­stück bis Gre­ding blies der Wind nun hef­tig ent­ge­gen, der Schnitt sank auf 30 km/h, mei­ne Moral war im Eimer. Dann kam wie­der der Gre­din­ger Berg, hab die Jungs, die mich wäh­rend der Schwä­che­pha­se geschnappt haben wie­der über­holt, der Schnitt lag nun unter 30, nun kamen aber eher schnel­le Teil­stü­cke.

Lang­sam wur­de ich recht leer, aller­dings deu­te­te nichts auf Krämp­fe hin, es zog sich aber alles unend­lich lang hin. Der Schnitt lag irgend­wann wie­der über 30 km/h (mein vor­her ange­dach­tes Mini­mal­ziel). Nun irri­tier­ten mich aber auf ein­mal die km-Schil­der, die alle 10 km stan­den. Bei km 140 hat­te ich für 40 km nur noch 1:10 Zeit, um unter 6 Stun­den zu blei­ben. Soll­te mein Tacho nicht stim­men? Ich war vor­her sicher, dass er eher einen Tick zu wenig anzeigt, sicher ist sicher.

Bei km 150 das glei­che Spiel, 6 Stun­den uner­reich­bar. Gut, dass da irgend­wann noch­mal der Sola­rer Berg kam, ein letz­tes mal gabs den abso­lu­ten Gute-Lau­ne-Kick, der mir nun auch nicht mehr zu neh­men war. Ich dach­te mir auch, scheiss auf die 6 Stun­den, fahr das Ren­nen am Limit und mit Spass, mit einem Lachen im Gesicht zu Ende.

Irgend­wann war ich wie­der auf der Brü­cke beim Schwimm­start, nur noch rüber nach Roth, geschätz­te knap­pe 10 km und noch über 20 Minu­ten Zeit. Sicher war ich mir bei der Schät­zung zwar nicht, egal, wei­ter.

Die Stre­cke nach Roth rein hab ich noch mal alles gege­ben, kann­te ich ja von Frei­tag und Sams­tag, es ging über eine Kup­pe und schon sah ich die Wech­sel­zo­ne, ich lag noch deut­lich unter 6 Stun­den.

Auf den letz­ten hun­dert Metern bevors rechts ums Eck in die Wech­sel­zo­ne ging lie­fen mir die Trä­nen, erst zag­haft, dann in Strö­men, es war der Wahn­sinn, es war geschafft und mei­ne 3 Lauf­treff­ler stan­den zum 5. mal jubelnd an der Stre­cke.

An der Zeit­nah­me­mat­te stand dann ein Hel­fer vor mir, hielt mein Rad fest, ich sag­te, ah, muss ich jetzt schie­ben? Er mein­te, nein, lau­fen, ich behal­te das Rad. Es war ja eigent­lich alles klar, aber ich hab in dem Moment nichts mehr geblickt, rechts hin­ter einem Zaun stand Ines und die Frau von Udo und schrien, ich schrie Udoooooooooo. Ande­re schrien, guck auf die Num­mern. Wel­che Num­mern? Da oben.… Aha, was bedeu­ten die? Da fin­dest Du Dei­nen Läu­fer… Udoooooooooooooooooooooooo! Ich wuss­te weder mei­ne Start­num­mer noch konn­te ich die Num­mern, die an Pavil­li­ons hän­gen damit in Verr­bin­dung brin­gen. Ein freund­li­cher Läu­fer, der klar erkannt hat­te, dass Den­ken in die­sem Moment nicht mei­ne Dis­zi­plin war sag­te dann, Du hast die 3495, lauf ein­fach ca. 100 m in die­se Rich­tung und schrei stän­dig Udo, der müss­te ganz weit hin­ten sein. Das war eine Ansa­ge, die ich kapiert hab. Lau­fen war aber auch die Höl­le, die bren­nen­den, ste­chen­den Fuss­soh­len.… naja, bes­ser als den­ken… Udo hat sich gefreut, dass ich end­lich da war und ging auf die Stre­cke.

Ich hab erst mal geges­sen, getrun­ken, geges­sen, getrun­ken, geges­sen, getrun­ken und dann die Schu­he aus­ge­zo­gen und mich hin­ge­legt und bin ein­ge­pennt.

1 Stun­de nach mei­ner Ziel­ein­fahrt bin ich auf­ge­wacht, hab den Klei­der­beu­tel geholt, geges­sen, getrun­ken, geges­sen, getrun­ken, es war alles sooooo lecker, beleg­te Bröt­chen mit Wurst und Gur­ke oder Käse, tol­ler fet­ter pam­pi­ger Quark­ku­chen, Cola ohne Ende, dann Cola mit Ende, also bin ich umge­stie­gen auf Tee und Was­ser und Iso­pam­pe.

Es ging mir schon wie­der sau­gut. Bin dann die MAra­thon­stre­cke ent­lang­ge­gan­gen in der Hoff­nung, Udo irgend­wo zu sehen. Nach ca. 2 km war eine Ver­pfle­gungs­sta­ti­on. Ich ging hin­ter dem Absperr­band vor­bei, ein Hel­fer hielt den Läu­fern (die 40 km hin­ter sich hat­ten) Schwäm­me hin. Er sah mich und sag­te, hey, Du siehst abso­lut fer­tig aus, Du kannst einen Schwamm gebrau­chen. Net­tes Kom­pli­ment, hab den Schwamm gern genom­men. 10 Schrit­te wei­ter schrie ein Mädel den Läu­fern ent­ge­gen “Cola”, kei­ner woll­te was, ich rief “hier”. Sie mein­te, Dir darf ich keins geben, bekom­men nur die Läu­fer. Hab ver­sucht, mei­nen Charme spie­len zu las­sen, scheint nicht weit her damit zu sein, kei­ne Chan­ce. Also zurück zu dem net­ten “Du siehst fer­tig aus”-Typ. Hey, sag Dei­ner Kol­le­gin mal, dass ich ein Cola brauch. Er, alles klar, wills­te sonst noch was? Ja, ein Cola und ein Was­ser und ne Bana­ne, oder, sagen wir, 2 Cola… Ruck­zuck kam er mit 3 Bechern und Bana­ne an, wirk­lich nett

Nach ca. 4 km rief ich Tina, die Frau von Udo an, sie mein­te, er sei schon lang bei km 21 durch, es macht kei­nen Sinn, dass ich wei­ter­ge­he. Also bin ich zurück. Der net­te Typ war nim­mer am Ver­pfle­gungs­stand …

Hab mich im Ziel­be­reich noch­mal hin­ge­legt bis Ines auf­tauch­te, wir gin­gen zum Ein­stiegs­punkt ca. 500 Meter vor dem Ziel, recht schnell war dann Udo zu sehen und wir lie­fen gemein­sam ins Ziel …

Gefei­ert, Finis­her­shirt, Medail­le usw. abge­holt, Finis­her beju­belt, Leu­te getrof­fen… Irgend­wann war die Finis­her-Par­ty mit einem sen­sa­tio­nel­len Feu­er­werk und Live-Musik… Alles der abso­lu­te Wahn­sinn.

Dann ab zum Zelt­platz, im Gast­hof wei­ter­ge­fei­ert.

Heu­te hab ich dann mein RAd in der Wech­sel­zo­ne abge­holt, mei­nen Kram ein­ge­packt und bin noch 2 Stun­den an den Roth­see gegan­gen, biss­chen geschwom­men und ab nach Hau­se. Durch diver­se Staus konn­te ich gleich zum Lauf­treff um 18 Uhr durch­fah­ren, schnell ers­te Ein­drü­cke geschil­dert, ein Stünd­chen locker getrabt und heim.

Wems zu lang war hat Pech gehabt, ich hät­te sicher auch 5 mal so viel schrei­ben kön­nen. 6 Stun­den Rad­fah­ren, da kom­men noch viel mehr Ein­drü­cke zusam­men als bei nem Mara­thon. Und das rei­ne Rad­fah­ren war nur ein klei­ner Teil des Rie­sen­wo­chen­en­des.

Habe fer­tig.

Tags:

noch kein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen