Gutenberg Halbmarathon Mainz 2005 - der helle Wahn!

Nach dem ulti­ma­tiv tol­len Halb­ma­ra­thon in Frei­burg in einer für mich unglaub­li­chen Best­zeit von 01:32:50 stand nun der Halb­ma­ra­thon in Mainz an. Ich hab mir lang den Kopf zer­bro­chen, ob ich 2/3 als Trai­nings­lauf lau­fen soll, schliess­lich ist ja in 3 Wochen mein ers­ter Mara­thon.

In den letz­ten Tagen war aber klar, ich bin super gut drauf und möch­te Frei­burg top­pen. Da mir die Jam­me­rei vie­ler Lauf­spe­zis kurz vor Wett­kämp­fen gera­de auf den Keks ging lehn­te ich mich weit aus dem Fens­ter und posaun­te eine Zeit unter 01:30 als Ziel hin­aus.

Sams­tag gings mit Freund Uwe zusam­men nach Mainz. Das Ummel­den (hat­te kurz­fris­tig eine Start­num­mer einer Frau über­nom­men) war eine mitt­le­re Kata­stro­phe … letzt­end­lich hat es dann aber noch geklappt. Im Vor­feld hat­te ich noch­mal kurz das Gefühl gehabt, der Lauf ist Neben­sa­che. Nach die­ser end­lo­sen Pro­ze­dur war klar dass ich was reis­sen will.

Danach gings zu Kate und Jörg, mei­nen super­net­ten Gast­ge­bern für das Wochen­en­de. Gleich war klar, das passt alles und wir tra­fen uns mit wei­te­ren Läu­fe­rIn­nen aus dem “von­0auf42-Lauf­fo­rum” zum Essen­ge­hen. Hab mich dann auf ne ande­re Läu­fer­fe­te ver­ab­schie­det, ordent­lich Nudeln rein­ge­schau­felt, viel getrun­ken und klas­se geschla­fen.

Sonn­tag mor­gen nach einem klei­nen Früh­stück gings zum Treff­punkt mit Gree­nie, Olaf, Abe­ji­ta, Sta­xel, Hel­mut, Jür­gen, Uschi, Bon­sai und frag­mich­nicht­wer­no­chal­les, alle waren aus­rei­chend ner­vös und vor dem Start ver­lo­ren wir uns dann aus den Augen.

Hab mich ein biss­chen warm­ge­lau­fen, bin sehr kurz vor dem Start in die Start­auf­stel­lung rein und schon gings los.

Und wie es los­ging. Vor mir lief ein Blin­der mit Begleit­läu­fer, die wühl­ten sich super­gut durch die Mas­se lang­sa­me­rer Läu­fer. Nach einem Kilo­me­ter in gefühl­ten 6 Minu­ten zeig­te die Uhr 04:20. Ca. 04:15 muss­te ich im Schnitt lau­fen, woll­te die ers­ten Kilo­me­ter aller­dings sowie­so in 04:20 ange­hen. So blieb ich also erst mal hin­ter mei­nen bei­den “wir machen den Weg frei” — Läu­fern. km 2 nach 08:40, per­fekt. km nach 13 Minu­ten, immer noch genau 04:20, die bei­den lie­fen wie ein Uhr­werk. Hier fühl­te sich alles so an, als hät­te ich kei­ne CHan­ce, das Tem­po durch­zu­zie­hen, ande­rer­seits muss­te ich noch einen Tick zule­gen. in einer Kur­ve lief ich innen an den bei­den vor­bei und ent­schied mich für alles oder nichts. Es ging unspek­ta­ku­lär wei­ter, ich hol­te die eine oder ande­re Sekun­de raus, lief aber am Limit und hat­te stän­dig das Gefühl, dass der Ein­bruch naht.

km 10 lag ich bei 42:45, 15 Sekun­den hin­ter dem Plan, kein Grund zur Sor­ge. Sor­gen mach­ten mir die wei­te­ren 11,1 km. Von der Stre­cke und der Stim­mung bekam ich nicht viel mit, nur in der Alt­stadt (weiss nicht nach wie­viel km das war) bekam ich kurz mal Gän­se­haut und genoss das Publi­kum, klatsch­te Kids ab und hat­te kur­ze Zeit einen Rie­sen­spass.

Danach ging der Lauf wei­ter wie gehabt: “mei­ne Uhr und ich”. Irgend­wann hat­te ich die 15 Sekun­den auf­ge­holt, nun lief ich wie eine Maschi­ne, bei jedem Kilo­me­ter lag ich +- 2 Sekun­den im Plan, das trieb mich wei­ter. Ab ca. km 15 ging es eine end­lo­se Gera­de aus der Stadt raus, wo mir die schnel­len Läu­fer ent­ge­gen­ka­men, ich nahm kurz die Spit­ze des Felds wahr, dach­te, da wär ich jetzt auch gern und schon war ich wie­der in mei­nen Gedan­ken allein mit mei­ner Uhr. Nach dem Wen­de­punkt auf dem Rück­weg gings auf­wärts, es kam die Gewiss­heit, dass ich durch­hal­te. Ver­pfle­gungs­st­de liess ich links und rechts lie­gen, ich hat­te immer das Gefühl, jede klei­ne Unter­bre­chung wirft mich aus dem Rhyth­mus und jede Sekun­de ist wich­tig. km 18 exakt im Plan, ein Schrei von Jür­gen, der mir ent­ge­gen­kam tat gut, kurz danach schrie Jörg, der Jür­gen auf den Fer­sen war, ich sol­le mal gas­ge­ben, ich dach­te nur “wenn Du wüss­test…”

km 20 bei exakt 01:25:00, da gabs den Schub… Tscha­ka… es war geschafft, ich war mir sicher, ich hat­te ca. 20 Sekun­den Reser­ve für die letz­ten 1,1 km und mein Zustand war genau­so­schlecht wie nach 5 km, es konn­te nim­mer schief­ge­hen.

Noch 4 Minu­ten, noch 3 Minu­ten, noch 2 Minu­ten, mehr nahm ich nicht wahr. Dann war die Brü­cke über dem Ziel zu sehen, ist das wirk­lich schon das Ziel? Noch 1 Minu­te, es MUSS das Ziel sein. End­spurt. Noch 30 Sekun­den und nur noch so weni­ge Meter zu lau­fen, oh, da sind ja Men­schen­mas­sen, hier ist ja die Höl­le los, Mann, ist das geil. Vor dem Foto­graf rum­ge­ham­pelt, Hand­küs­se ins Publi­kum ver­teilt, rum­ge­wun­ken und geju­belt. Okay, jetzt aber über die Mat­te, paar Sekun­den Sicher­heit, man weiss ja nie, fer­tig. Die Erlö­sung, man­no­mann, es war unbe­schreib­lich, 2 Becher Was­ser, etli­che Bana­nen rein­ge­pfif­fen, mit der Son­ne um die Wet­te gestrahlt.

Dass so ein ver­bis­se­ner, höl­li­scher, eigent­lich lang­wei­li­ger ein­sa­mer Kampf gegen die Uhr sowas von geil sein kann, total anders als neu­lich in Frei­burg, die­ser locker­leich­te Genuss­lauf, den ich mein­te, nim­mer top­pen zu kön­nen.

Lau­fen kann nicht nur sooooooooooooooo schön sein, lau­fen kann auch so abwechs­lungs­reich sein. Jedes­mal anders.

Klei­der­beu­tel abge­holt, tro­cke­ne Kla­mot­ten ange­zo­gen, geduscht und im fast lee­ren Mas­sa­ge­zelt 25 Minu­ten lang ver­wöh­nen las­sen. Ein­fach klas­se.

Hab dann alle mög­li­chen bekann­ten Läu­fer und Läu­fe­rin­nen an der Stre­cke ange­feu­ert, Finis­her getrof­fen, gemein­sam geju­belt…

Spä­ter tra­fen wir uns in der Nähe des Ziels und gin­gen noch­mal zu Kate und Jörg. Von da aus noch­mal zum Essen, nun war auch noch Mar­tin und eini­ge Main­zer Läu­fer dabei.

Nach der gros­sen Ver­ab­schie­dung ging ich zur 0auf42er — Par­ty, hier war auch eine super­tol­le Stim­mung, lau­ter Cham­pi­ons, gegen Mit­ter­nacht fiel ich erschöpft ins Bett.

Nun sitz ich wie­der zuhau­se, gra­tu­lie­re vor­ab mal allen ande­ren Finis­hern, freu mich auf wei­te­re Berich­te … Offi­zi­el­le Net­to­zeit: 01:29:48, Platz 140 von 3539 Män­nern, AK 36 von 856, dar­auf bin ich schon ver­dammt stolz!

Habe fer­tig.

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